Reduta Dzik (Bastion Ochs) – Auch ich habe dort gelebt (Teil II)

Reduta Dzik – Auch ich habe dort gelebt (Teil I)

Unmittelbar hinter dem Eingangstor zum Hof verliefen entlang der Reduta-Dzik-Straße Eisenbahnschienen, auf denen mehrmals täglich ein Zug rollte, der Waren aus der nahe gelegenen Blechverpackungsfabrik Blaszanka transportierte. Kurz nach dem Krieg war es einfach, in Blaszanka die erste Arbeitsstelle zu bekommen. Natürlich waren die dort hergestellten Blechdosen nicht mit den heutigen Blechstärken zu vergleichen, und mussten eher mit einer Axt zerhackt werden …

Hinter den Bahngleisen befand sich der in der Niederstadt berühmte „Laden von Frau Kubiakowa”. Ein wie durch ein Wunder erhaltenes privates Relikt aus der Vorkriegszeit vor dem Hintergrund der damals landesweit so genannten „sozialisierten Wirtschaft”. Oh, was gab es da nicht alles… Neben dem besten Sauerkraut der Welt aus dem Fass, köstlich gebackenem Brot, fetter Milch, die in riesigen Dosen von Bauern aus dem nahe gelegenen Dorf Gross Waltdorf gebracht wurde, konnte man die süßen Gelees in den Vitrinen oder das bunte „Gemüse” und „Obst” aus Marzipan bewundern… Hier ein paar Worte über Grosswaltdorf/Olszynka. Noch heute sehe ich vor meinem geistigen Auge die Häuschen mit ihren echten Strohdächern und ihren farbenprächtigen Blumengärten. Heute ist Olszynka ein Stadtbezirk, von dem nicht einmal mehr eine Spur des ländlichen Charakters übrig ist…

Heute freue ich mich, über die Kinderattraktionen von 1957 zu lesen. Leider war unser Hof durch eine unsichtbare Grenze des „Einflusses” geteilt. Die Initiativen von Herrn und Frau Nisiewicz erreichten nicht unseren Teil des Hofes: Märchen, die an die Wand projiziert wurden, oder Krapfen am „Fetten Donnerstag”. In unserem Teil des Landes waren Hinterhofspiele ziemlich Standard: Jungen spielten Ball, Mädchen sprangen über ein Springseil und schoben ein Stück flachen Ziegelstein, um „Klassiker” zu spielen, und alle spielten zusammen Verstecken („Ein Streichholz, zwei Stöcke, wer sich nicht versteckt, versteckt sich…”). Und dann kam die Mode der Geschicklichkeitsspiele: „Messer-Spielen” über einem Sandhaufen und „Kieselsteinspielen”. Auf unserer Seite wurden die Spiele hauptsächlich von: Jerzyk, Irka und Hubert Kochanowski und Basia Neufeld (als 9-Jährige ging sie mit ihren Eltern nach Westdeutschland). Manchmal kamen Wandzia und Zbyszek Żmijewski aus Nr. 4 an unsere Seite.

Damals, als es noch kein Fernsehen gab, war jede Veranstaltung im Hinterhof eine Attraktion. Wer erinnert sich heute noch an die Pferdekutsche, die von einem so genannten „Lumpensammler” gefahren wurde, der Altkleider, Altpapier und dergleichen einsammelte? Kinderspielzeug diente als Tauschmittel: Hüpfbälle mit Gummibändern (die sich nach Gebrauch sofort lösten) aus Sägespänen, die in buntes, dünnes Zellophan eingewickelt waren, oder Windmühlen aus Zelluloid auf Draht. Erinnert sich noch jemand daran, was man für diese alten Kleidungsstücke bekommen konnte?… Dieser „Lappen” war für mich sicherlich eine einmalige Inspiration für eine Initiative, die damals nicht sehr erschwinglich war, heute aber als Zeichen von… Unternehmergeist angesehen wird. Ich sammelte bunte Bänder, ein paar Knöpfe und anderes Nähzubehör in einer kleinen Schachtel und machte mich mit all diesen Dingen auf den Weg zum Hof. Es war unglaublich, aber die für paar Groschen verkaufte „Ware” ging…

Danusia, du hast Recht, es war eine wunderbare Kindheit. Eh, das treibt mir Tränen in die Augen… Herzliche Grüße an alle. Irena Czinczołł

Irena Czinczołł-Włudyka
Auf den Fotos aus dem Familienalbum des Autors ist folgende Reihenfolge zu sehen: Die Gruppe aus unserem Teil des Hofes: Tadzio, Basia, Irusia und Jerzyk – Jahr 1957. Tadzio und Irusia im Garten – Jahr 1950. Mutter mit dem kleinen Tadzio vor der geschlossenen Kittfabrik um 1950.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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