Adventskranz oder Tannenbaum vor Weihnachten
Schon bald ist wieder die besondere Vorweihnachtszeit – Advent. Diese fröhliche Zeit des Wartens auf Weihnachten erlebte ich in unserem Zuhause in der Niederstadt schon in den ersten Lebensjahren. Eine der wichtigsten Elemente unserer Tradition war schon immer die Vorbereitung eines Adventskranzen aus Nadelbaumzweigen. Auf dem Kranz werden als Dekoration vier Kerzen angebracht und beliebige Handgemachte Dekoelemente. Je nachdem was einem von uns in den Sinn kam, wurde der Adventskranz entweder unter die Decke gehängt, an die Lampe, auf dem Tisch auf einem Platzteller gestellt oder auf einem Ständer aufgehängt. Besonders gefallen hat es mir, als mein Vater in einem Jahr einen Ständer aus Metall oder Holz gemacht hat und den Kranz mit vier schleifen daran aufgehängt und in die Mitte des Tisches gestellt hat. Ich konnte es kaum erwarten bis der erste Adventssonntag kommt und die erste von vier Kerzen angezündet wird. Ich streitete mit meiner Stiefschwester darum, wer als erster die Kerze anzünden darf, denn nach unserem Brauch durfte es immer das jüngste Mitglied der Familie machen. Die Kerzen wurden dann immer beim Essen oder bei sogenannten Kaffeekränzchen angezündet.
Ich kann mich bis heute erinnern, wie sehr wir uns als Kinder wunderten, wenn uns die Nachbarin, Bekannte oder der Kirchenorganist mit Oblaten besuchten und beim Anblick des Adventskranz sagten: was? Ihr habt jetzt schon einen Tannenbaum da stehen? Wie man sieht kannten nicht alle diese schöne Tradition.
In der Adventszeit bastelten wir mit der Oma den Schmuck für den Weihnachtsbaum. Meistens wurde er aus Papier, Tannenzapfen und ausgeblasenen Eiern gemacht. Ich erinnere mich an solche Aufkleber mit Engelsköpfen, die es in einem Laden in der Weidengasse gab und die wir dann auf solche Blenden aus Krepppapier klebten. Es war eine unvergessliche Zeit meiner Kindheit.
Wir gingen auch in der Zeit zum Gottesdienst in die Kirche mit Lampions, die es nicht gegeben hätte, wenn die Oma uns nicht dabei geholfen hätte. Ich kann mich gut daran erinnern als ich eines Tages mit einem solchen Lampion und der darin gezündeten Weihnachtsbaumkerze lief, als plötzlich ein recht starker Wind kam und meine Kerze dadurch leider ausgegangen war. Ein anderes Mal bin ich mit meinem Lampion gestürzt und er zündete sich von der Kerze an, so schaffte ich es nicht mehr in die Kirche. Man kann sich nur mein erschrockenes Gesicht in dem Moment vorstellen, aber wenigstens hab ich schöne Erinnerungen heute.
Während durch das Kriegsende alles um uns herum sich verändert hat, es kamen neue Menschen, neue Sprache, überall Ruinen… Umso schöner war es zu wissen, dass wenigstens bei uns Zuhause das alte DANZIG und seine Traditionen überlebt haben. Bis heute hat der Adventskranz für mich eine besondere Bedeutung, verschönert die Vorweihnachtszeit und ruft Erinnerungen hervor.
Nur noch zwei Wochen, dann ist es wieder soweit!
Text: Róża Kasperska
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Die beigefügten Bilder wurden von der Autorin gemacht.