Akrobatinnen vom Hühnerberg
Zusammen mit der Familie meiner Stiefschwester, Sabine Rode, wohnte ich am Hühnerberg 9.
Mein Vater baute uns zuhause eine Schaukel, auf der wir uns mit Sabine in Akrobatik übten. Der Türrahmen war ziemlich breit, wir schlossen die Tür zu und dachten uns dahinter die verschiedensten Akrobatikfiguren aus. Auf ein vorher ausgemachtes Zeichen öffnete mein Vater die Tür und die Vorstellung konnte auf der selbstverständlich schwingenden Schaukel beginnen. Die Familie applaudierte und anschließend bekamen wir als Hauptpreis ein Dittchen für eine Kugel Eis.
Als eines Tages die Erwachsenen außer Haus waren, kam Sabine, die drei Jahre älter als ich war, auf eine relativ riskante Idee. Sie fragte mich, ob ich es nicht auch lohnend finden würde, die Akrobatik im offenen Fenster zu versuchen? Ich hatte zwar Angst, doch ich zeigte sie nicht, obwohl die ganze Angelegenheit sich im zweiten Erdgeschoss abspielen sollte. Das geöffnete Fenster hatte in der Mitte einen senkrechteingebauten Holzbalken, an dem wir uns mit den Händen festhielten und dann auf das Außenfensterbrett gingen bzw. auf der anderen Seite wieder auf die innere Fensterbank kamen. Und immer wieder und immer weiter so. Wenn man heute bedenkt, was da alles hätte passieren können. Doch wie man sieht, auch braven Kindern kommen manchmal dumme und gefährliche Ideen in den Sinn. Bitte zuhause nicht nachmachen!
Ich erinnere mich, dass ich damals wirklich große Angst hatte, aber Sabine zeigte mir wie es geht und da ich nicht schlechter als sie sein wollte, machte ich mit. Der erster Versuch war am schwierigsten, danach gings schon glatt.
Erinnerungen von: Róża Kasperska.
Beide Bilder von: Artur Wołosewicz. Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (ed.), Gdańsk – Dolne Miasto. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
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