Danzig, den 5 Mai 1951

Diesmal breche ich die Regel und werde nicht wie sonst nur ein Bild beschreiben, sondern gleich zwei. Sie wurden beide bei einem Spaziergang gemacht und geben somit ein vollständigeres Bild der Hintergründe her.

Auf der Rückseite des ersten Bildes steht DANZIG, den 5. Mai 1951. Auf dem Holzzaun sitzt ein Mädchen, daneben steht eine Frau in einem Mantel mit Pelzkragen. Sie lächelt schön. Das Mädchen trägt auf dem Kopf eine lustige Mütze mit Mustern,  dazu ein Mäntelchen mit abgerundetem Kragen. Auf den Beinen hat sie dicke weiße Strümpfe mit einem Gummiband über die Schuhe gezogen. Für Mai muss es da ganz schön kalt gewesen sein. Der Zaun, auf dem sie sitzt, grenzt den Zugang zum Wasser ab. Es muss ein Graben oder ein Kanal gewesen sein. Im Hintergrund sieht man Ruinen und die Fabrikgebäude, was man anhand der großen Schornsteine und der Lagerhallen vermuten kann. Über dem Kanal verläuft eine Brücke und das andere Ufer scheint befestigt zu sein.

Und nun das zweite Bild. Darauf erscheint eine weitere Person. Ein Herr mit einem langen hellen Mantel vom Typ Trenchcoat, ziemlich fest mit dem Gürtel geschnürt. Unter dem Mantel erkennt man ein Hemd und Krawatte. Auf dem Kopf trägt er einen schwarzen Hut, so wie man ihn in den fünfziger Jahren eben trug. Auf den Händen dunkle Lederhandschuhe und in der Hand eine zusammengerollte Zeitung. Das Mädchen steht da und wird an der Hand von der Frau gehalten. Man erkennt auch die zur damaligen Zeit moderne Tasche. Der Hintergrund sieht etwas anders als auf dem ersten Bild aus, denn das Foto wurde unter einem etwas anderen Blickwinkel gemacht. Man erkennt Ruinen und einen Teil der Straßenlaterne und ganz weit hinten Wohnhäuser.

Nun wird es an der Zeit die abgebildeten Personen vorzustellen. Dieses kleine Mädchen ist meine Schwester Krysia, die Frau daneben ihre Mutter Florentina, und der Herr daneben ist der Vater von mir und meiner Schwester – Henryk.Alle drei stehen im Thornscher Weg. Im Hintergrund sieht man das Gebäude des späteren Herbapols, die alte Ölmühle, aus der später Skladnica Ksiegarska wurde und die Firma Batycki, die Taschen und andere Leder-Accessoires herstellte. Die Eisenbahnbrücke hinter den Hauptdarstellern führte zum erwähnten Herbapol und die Ruinen – auf dem zweiten Bild hinter dem Rücken unseres Vaters – machten nach dem Aufräumen Platz für ein Kinderspielplatz.

Text und Bilder: Elżbieta Woroniecka.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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