Das Geheimnis der Tür in der Grabengasse 4

Vor dem Krieg war die Nummerierung der Häuser in der Grabengasse (heute Przyokopowa Str.) anders als heute. Das Haus an der Ecke Grabengasse/Weikhammengasse, das heute die Anschrift Przyokopowa 1 hat, gehörte vor dem II Weltkrieg zu Weikhammengasse (heute Polna Str.) und hatte die Hausnummer 5. Das Haus zur Eule dagegen hatte damals wie heute die Nummer 2. Und auch auf der gegenüberliegenden Seite (wenn man in Richtung Grüner Weg geht) waren die Hausnummern den heutigen gleich und zwar 3, 4 (zu sehen auf dem schwarz-weiß Bild am Ende des Artikels), 5 (auf dem ersten schwarz-weiß Bild), 6 und 7. Noch früher war die Nummerierung in dem Teil der Straße umgekehrt. An der Wende des XIX und XX Jhd. waren die Nummern der drei letzten Häuser (diesmal, wenn man in Richtung Thornscher Weg läuft) folgend 6, 7 und 8.

Deshalb trugen die in diesem Artikel beschriebenen Häuser in der Dokumentation erst die Nummern 7 und 6, und nach den Änderungen – 4 und 5.

Z pieczątek i adnotacji na załączonych powyżej trzech dokumentach można dowiedzieć się, że 26 lutego 1898 roku

Den Stempeln und Notitzen auf den oben abgebildeten Dokumenten entnehmen wir, dass am 26 Februar 1898
der Königliche Bauinspektor der Baupolizei offiziell das Projekt der zwei Häuser, die in der Grabengasse gebaut werden sollten (später stellt es sich heraus, dass sie der damaligen Nummerierung entsprechend die Nummern 6 und 7 haben sollten) begutachtete. An der Frontfassade hatte er nicht viele Veränderungen vorgeschlagen. Beanstandet wurde nur die Höhe des geplanten Hauses (von 11.80 m. wurde die Reduzierung der Höhe auf 11,40 m. angeordnet) und die Verzierung der vier Dachfenster wurde abgelehnt. Anders sah es jedoch mit den weiteren Skitzen aus. Am deutlichsten sieht man das auf dem Grundriss des Dachgeschosses, wo alle Küchen beanstandet, einige Zimmer gestrichen und andere umbenannt wurden.

Es vergingen ca. sieben Monate und am 15 September scheint ein anderer Mitarbeiter des selben Amtes ein positives Gutachten des neuen Bauprojekts (zu sehen auf den folgenden drei Bildern) ausgestellt zu haben, denn man sieht dort so gut wie keine roten Notizen mehr. Und das konnte ja der Grund für den Baubeginn gewesen sein. Man möge beachten, dass auf den Bauplänen bereits zugewiesene Hausnummern eingetragen sind – 6 und 7.
Und was wurde an der Frontfassade verändert? Entsprechend der Anweisung – nicht mehr ganz so prunkvoll verziert präsentieren sich die großen Dachfenster des Hauses. Vereinheitlicht wurden auch die übrigen Dachfenster, für die man eine runde Form wählte. Verkleinert wurden auch die Kellerfenster. Die Eingangstüren der beiden Häuser wurden einender näher gerückt– indem sie an die zentrale Symmetrieachse rangeschoben wurden und dementsprechend auch die Fenster über den Eingängen in die Treppenhäuser. Und die Auflage beim ersten Projekt, den Bau um 40 cm niedriger zu machen ist am deutlichsten an den Kellerfenstern zu erkennen, die nun wesentlich niedriger geraten sind. Man könnte daraus schließen, dass auch die Kellerräume entsprechend kleiner wurden, wobei die Hoffnung besteht, dass aus dem Grunde das Fundament tiefer gelegt wurde als ursprünglich geplant, um die Höhe der Kellerräume auszugleichen.

Es sind rund 120 Jahre vergangen und die beschriebenen Häuser stehen weiterhin in der erwähnten Straße. Bemerkenswert, dass auch die Hausfassaden sich kaum von denen unterscheiden, die das Projekt vom Ende des XIX Jhd. präsentierte. Dieselben Voluten an der Eingangstür zum Haus Nr. 4 (obgleich das Fenster darüber ausgetauscht wurde) und dieselben Ziersäulen am Eingang zur Hausnummer 5. Die gleichen Zierden über den Fensterreihen. Fast die gleiche Dachgestaltung (auf dem Dach des Hauses mit der Hausnummer 5 gibt es keine runden Fenster mehr). Und als wir schon die meisten Details als übereinstimmend identifiziert haben, da kommt doch noch plötzlich etwas Überraschendes. Auf dem Projekt von 1898 sehen wir, dass beide Häuser einender symmetrisch sein sollten und die Linie, an der sie aneinander grenzen, soll die Symmetrieachse bilden. Deshalb sollten auch die Eingangstüren von dieser Achse mit je einem Fenster auf beiden Seiten getrennt sein und in die entgegengesetzten Richtungen (zum Thornscher Weg und Grüner Weg hin) sollte es um ein Fenster mehr geben. Dabei sieht es ganz danach aus (man beachte die zwei hier präsentierten Bilder), als hätte man im Haus Nr. 4 die Auflagen nicht umgesetzt und zwischen der Eingangstür und der Symmetrieachse drei Fenster belassen, dagegen auf der anderen Seite zum Thornschen Weg hin, nur zwei (solche Fensteranordnung war auf dem ursprünglichen Plan vom Februar 1989 zu sehen, wurde jedoch später verändert). Es kann sein, dass es außer den zwei uns bekannten Projekten noch ein drittes gab, auf dem man die ursprüngliche Anordnung der Fenster und Türen doch noch genehmigte. Leider – wenn es so gewesen sein sollte, ist das Projekt in der Aktentasche mit der Dokumentation des Hauses nicht erhalten geblieben. Die letzte und dritte Variante wäre die nachträgliche Verschiebung der Tür beim Umbau – z.B. nach dem Krieg. Das wäre allerdings mit dem Umbau der Eingangstür und eines Fensters verbunden, dabei sieht das Mauerwerk dort ziemlich einheitlich und unverändert aus. Somit scheint uns diese Variante am wenigsten wahrscheinlich. Und das Geheimnis der Tür wird womöglich niemals gelöst werden können.

Text und Farbaufnahmen vom August 2019 : Jacek Górski.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

Skitzen und Baupläne von der Grabengasse aus dem Jahre 1889 stammen aus dem Staatsarchiv in Danzig (Archiwum Państwowe in Gdańsk, Wałowa Str. 5) Numer jednostki 5/3774. Numer jednostki aktowej 10/15/0/-/546.

Schwarz-weiß Aufnahmen: Artur Wołosewicz. Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (ed.), Gdańsk – Dolne Miasto. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979.

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