Das St. Marienkrankenhaus auf Postkarten (Teil I)

Ein Mann mit einer Kamera hat schon mehrmals versucht, das Krankenhaus aus dieser besonderen Perspektive zu fotografieren. Aber es war ein Hund, der ihm ins Bild geriet, oder Kinder, die sich auf ihn stürzten und ihn mit einem Hagel von Fragen überschütteten, oder ein Leiterwagen, der in der Kurve wieder auftauchte, oder ein Radfahrer, der plötzlich von der anderen Seite auftauchte. Aber weil der Fotograf nicht aufgab, kam er wieder an dieselbe Stelle – aber zu einem Zeitpunkt, an dem ihm nichts und niemand die Sicht verderben konnte. Er kam früh am Morgen und machte mehrere Fotos, von denen er dieses auswählte. Ein Foto, auf dem in der Tat niemand zu sehen ist. Es gibt nur eine leere Straße, Bäume und ein charakteristisches Krankenhausgebäude. Selbst in den Fenstern sieht man keine Gesichter von neugierigen Patienten, die wahrscheinlich noch schlafen, oder von Ärzten, die vielleicht gerade ihre Morgenbesprechung abhalten.

Er stand in der Mitte der Straße Bastion Aussprung genau im richtigen Winkel und nahm den Blick vor allem auf diesen neuesten Anbau, den dreistöckigen Teil des Krankenhauses mit seinem schrägen Dach, zusammen mit den inzwischen verfallenen Flachbauten an der Schleusengasse und Bastion Bär auf. Der Zaun, der das Gebäude an der Ecke der beiden genannten Straßen umgibt, passt in den Rahmen in der linken unteren Ecke. Ein Gebäude, das ebenfalls bereits aus der Landschaft der Niederstadt verschwunden ist. Und in der rechten unteren Ecke, in der Mitte des Bürgersteigs, kann man zu unserer Überraschung einen Hydranten erkennen. Bitte beachten Sie auch das auffällige Symbol eines Kreuzes am Zaun, das den religiösen Charakter dieses Ortes unterstreicht. Heute ist ein Teil des Zauns etwas schief- das ist ein Überbleibsel der Zufahrtsstraße für Krankenwagen, die leicht bergab zu dem überdachten Eingang des Krankenhauses führt, der erst nach dem Krieg angebaut wurde.

Man kann die ersten Knospen an den Bäumen sehen, also wurde das Foto wahrscheinlich im frühen Frühling aufgenommen. Apropos Bäume, einige von ihnen sind alt, wie man an ihrer Größe, Stammdicke und Ausdehnung erkennen kann. Der Bürgersteig auf der Krankenhausseite zeigt dagegen zwei oder vielleicht sogar drei junge Bäume, die erst viel später hier gepflanzt wurden. Ich frage mich, was mit den vorherigen passiert ist… Interessant ist auch, dass 2015 im Rahmen des Plans zur Revitalisierung der Niederstadt mehr junge Bäume an mehr oder weniger der gleichen Stelle gepflanzt wurden. Das Neue verdrängt das Alte. Und die Geschichte wiederholt sich gerne. C’est la vie.

Die gezeigte Original-Postkarte trägt die Bezeichnung St. Marienkrankenhaus, Danzig und ist mit dem Namen des Herausgebers signiert: Arke, Photograph, Danzig (Nummer 5454 40) und stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig. Es handelt sich um eines von mindestens vier Exemplaren, die von diesem Herausgeber mit Ansichten des Krankenhausbereichs herausgegeben wurden.

Autor: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.

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