Das St. Marienkrankenhaus auf Postkarten (Teil II)
Im Jahr 2017 wäre es sehr gefährlich gewesen, ein solches Foto zu machen. Die Kreuzung der Weiden-, Sperlings- und Schleusengasse (heute Łąkowa, Śluza, Wróbla und Kieturakisa) – wird sehr oft von Autos überquert. Aber vor etwa 105 Jahren konnte ein Fotograf seine Ausrüstung fast in der Mitte der Straße aufstellen, hatte Zeit, ein Foto mehrmals auszuprobieren, ließ vielleicht eine Straßenbahn vorbei, die zu dem nahe gelegenen Depot fuhr oder von dort kam. Und schließlich, wenn ihm die Gesamtkomposition am besten gefiel, entschied er sich, das Foto zu machen.
Und wofür entschied er sich bei dieser Fotokomposition? Das zentrale Feld wird von dem ältesten Gebäude des Marien-Krankenhauses eingenommen. Ein Gebäude, das seine Ursprünge mit der Familie Uphagen verbindet. Es sollte später als Grundlage für die Gründung des katholischen Krankenhauses in der Niederstadt dienen. Das erste kleine und überraschende Element, das beim Betrachten des Uphagen-Hofs ins Auge fällt, ist wahrscheinlich… ein Briefkasten, der an der Wand hängt. Eine Gruppe von Kindern steht daneben. Und da sich die Kinder nicht bewegen, sind ihre Umrisse gut zu erkennen. Anders verhält es sich mit der Gestalt, die auf dem Bürgersteig geht oder auf der Straße bei der Kirche fährt. Ihre Bewegung hat dazu geführt, dass sie auf dem Foto als unscharfer Klecks zu sehen ist.
An der Gebäudewand an der Ecke der Weidengasse (erinnern Sie sich, dass die heutige Łąkowa-Straße-übersetzt Wiesengasse- vor dem Krieg Weidengasse hieß?…) und der Schleusengasse/Sluza-Straße sind 2-3 kleine Informationstafeln angebracht. Noch überraschender ist jedoch eine weitere Tafel (Schild?…) in Form eines weißen Rechtecks an der Eingangstür zur Kirche. Was könnte sie an einem solchen Ort ankündigen?….
Einer der Geschichtserzähler, der diese Postkarte betrachtete, wies auf die feinen Pflastersteine hin, die in regelmäßigen Reihen auf der Fahrbahn verlegt sind. Und ein Entwässerungsschacht, der in einen wahrscheinlich ehemaligen Abwasserkanal mündet, der ständig unter der Fahrbahn verläuft. Wo sind diese Pflastersteine geblieben?… um den Titel eines Liedes zu paraphrasieren…
Das Ganze wird durch ein Fragment der zentralen Allee vervollständigt, an der ein niedriges Geländer zu sehen ist.
Die Postkarte wurde am 3. Juni 1915 von einem Soldaten (Gefreiter?) geschrieben, der in der zweiten Infanteriekompanie diente. Und sie war adressiert an Frau Else Maar (man beachte, dass der Absender den gleichen Nachnamen hat) aus Essen Ruhr, wohnhaft in der Schäferstraße.
Die Postkarte trägt links die Nummer 329 und unten die Nummer 6495 und wurde von Arthur Rogorsch herausgegeben, dessen Fotoatelier sich in der Hintergasse 11 (Za murami) befand.
Die hier vorgestellte Original-Postkarte stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.
Autor: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Lesen Sie auch – Das St. Marienkrankenhaus auf Postkarten (Teil I).