Das St. Marienkrankenhaus auf Postkarten (Teil IV)

Am Ende eines jeden Monats fällt die Entscheidung, welche Postkarte aus der Niederstadt und ihrer Umgebung in nächster Zeit genauer betrachtet werden soll. Genauer, das heißt, mit der Lupe in der Hand und dem Zoom am Computer. Im Juli dieses Jahres war die Wahl einfach. Etwa einen Monat zuvor hatte die offizielle Vorstellung eines Buches über die heutige Kirche der unbefleckten Empfängnis Mariens in der Niederstadt stattgefunden. Also beschlossen wir, eine solche Ansicht zu wählen, die eine Silhouette der besagten Kirche zeigt. Und die Geschichte dieser Kirche ist – wie Sie u. a. in diesem Artikel lesen können – untrennbar mit dem katholischen St. Marienkrankenhaus verbunden. Daher auch die Bildunterschrift auf der Postkarte St. Marien-Krankenhaus.

Da die Rückseiten der Postkarten in der Anfangszeit ihrer Beliebtheit ausschließlich für die Adressen der Empfänger reserviert waren, standen die Autoren der Vorderseiten vor einer besonderen Herausforderung. Einerseits wollten sie eine oder mehrere schöne Farbfotografien darauf anbringen, andererseits wollten sie so viel Platz wie möglich für den Text des Absenders einer solchen Postkarte lassen (In diesem Fall ist festzustellen, dass der Platz ohnehin nicht ausreichte, so dass am linken Rand zusätzliche Inhalte hinzugefügt wurden). Die Anordnung der Gebäude des Krankenhauses und der Kirche in der Niederstadt machte diese Komposition eigentlich notwendig.

Die gesamte obere Hälfte wird von der langen Silhouette des Krankenhauses eingenommen, die als Ansicht von der Schleusengasse bezeichnet wird. Beginnend mit dem Uphagen-Haus an der Ecke, über den ersten Anbau, den zweiten Anbau, den dritten Anbau (der jeweils höher ist als der vorhergehende, so dass die Anzahl genau angegeben werden kann), die Räume im Erdgeschoss und das Leichenhaus. Was ins Auge sticht, ist erstens das ovale Blumenbeet vor dem Eingang des besagten Uphagenhofes. Oder – vielleicht ist diese Assoziation zu weit hergeholt – das fast ovale Becken des Brunnens, der an dieser Stelle Wasser sprudelt. Zweitens, der lange Balkon im zweiten Stock eines Teils des Krankenhauses. Und drittens – das Fehlen einer Umzäunung vor diesem Krankenhauskomplex. Es wird einige Jahre dauern, bis die Spuren des Blumenbeets/Brunnens und des Postkartenbalkons verschwunden sind. Und das Ganze war von einem Eisenzaun umgeben. Aber damals – um die Wende zum 20. Jahrhundert – war das genau die Art von Aussicht, die man genießen konnte. Außerdem lohnt es sich, in Richtung des Uphagenhofs zu blicken, denn wenn man den Blick weiter schweifen lässt, sieht man eines der Mietshäuser auf der anderen Seite der Hauptstraße und einige Bäume in der Mittelallee.
Konzentrieren wir uns nun auf den Blick von der heutigen Łąkowa-Straße, der früheren Weidengasse (Ansicht von der Weidengasse). Dieser Blick war nicht mehr so weit. Daher nimmt er nur die Hälfte der unteren Hälfte der Gesamtfläche ein. Und der Rest hätte für den oben erwähnten Nachrichtentext verwendet werden können. Gibt es irgendetwas Überraschendes am Krankenhaus, wenn man sich die Silhouette der Kirche ansieht? Die größte Überraschung ist vielleicht, dass es nur einen Eingang zur Kirche gibt, nämlich den, der näher am Uphagenhof liegt. Das mittlere der drei hohen Fenster ist an der Stelle des heutigen Haupteingangs zu sehen. Die Backsteinmauer war damals genauso lang wie heute. Und das Interessanteste ist, dass sie bis heute fast unverändert steht. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Tür, die ins Pfarrhaus führt, durchbohrt wurde. Und damals führte eine (wahrscheinlich hölzerne) Doppeltür ins Innere. In der unteren linken Ecke ist ein Teil des Gebäudes zu sehen, das wahrscheinlich schon zur Königlichen Gewehrfabrik gehörte. Passanten, die auf dem Bürgersteig gingen, konnten nicht sehen, was sich hinter der besagten Mauer befand. Aber wir konnten ein Fragment der Silhouette des Krankenhauses sehen. Genauer gesagt, den Chirurgie-Teil davon, der sich im letzten, höchsten Segment befand. Die ganze Komposition wird durch ein Fragment der zentralen Gasse mit einem einsamen Baum am Ende abgeschlossen – eine Ergänzung zu den bereits erwähnten.

Die Postkarte wurde am 12. Dezember 1901 geschrieben. Sie war an Frau Lesnau in der Brunnenstraße 92 in Berlin adressiert. Doch bevor sie dorthin gelangte, kam sie auf dem Postamt in Langfuhr an, wie der Datumsstempel auf der Briefmarke vom 15. Dezember desselben Jahres beweist.

Der Herausgeber der Postkarte ist in der linken unteren Ecke signiert. Gebrü̱der Zeuner Danzig (aus der Hundegasse 49).

Die hier vorgestellte Original-Postkarte aus dem Umlauf stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.

Autor: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.

Lesen Sie auch:
1/ Das St. Marienkrankenhaus auf Postkarten (Teil I),
2/ Das St. Marienkrankenhaus auf Postkarten (Teil II).
3/ Das St. Marienkrankenhaus auf Postkarten (Teil III).

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