Der ausgegrabene Grabstein von Wilhelm Wiegandt

Er wurde am 22.03.1905 geboren. Er war kein Einzelkind. Seine Eltern nannten ihn Wilhelm.
Es ist schwer festzustellen, ob sein Vater der Emil aus Mattenbuden (heute Szopy-Straße) war oder einer der beiden Zimmerleute namens Gustaw – aus Schüsseldamm (Łagiewniki). Oder vielleicht wohnte er in Langfuhr bei dem Arbeiter Franz, dem Arbeiter Friedrich oder dem Schmied Gottfried oder dem Stellmacher Karl. Vielleicht schaukelte ihn der Weichensteller Hermann aus der Radauneufer (Brzegi) oder der Bäcker Otto aus der Olivaer Straße (Oliwska) oder Theodor aus der Wurstmachergasse (Rejtana). Es gibt im Adressbuch von 1905 so viele Männer mit diesem Nachnamen. Aber dafür – nur zwei Frauen – Henriette aus der Böttchergasse (Bednarska) und die Witwe Johanna aus Kneiphof (Knipawa).
Wer weiß – vielleicht wurde er nach Wilhelm benannt – einem Arbeiter aus der Feldstraße (Smoluchowskiego), der 1907 im Adressbuch auftauchte.
Oder vielleicht hat er die ersten Jahre seines Lebens nicht in Danzig verbracht…

Er selbst tauchte erstmals 1925 in den Adressbüchern auf – als Arbeiter. Wer weiß – vielleicht hat er in der Blechwarenfabrik (der aus der Vorkriegszeit) gearbeitet.

Vielleicht hatte er eine Familie in Ohra. 1934 lebten in diesem Stadtteil 11 Personen mit solchem Nachnamen – im Hinterweg (Zawiejska), Vogelgreif (Ptasia), Schönfelderweg (Małomiejska) und in der Breughelstraße (Głucha). Woher kommt diese Vermutung? …

Wilhelm Wiegandt lebte fast 30 Jahre lang. Er starb auf tragische Weise am 3. April 1934. Es gelang uns, den Ort und die Todesursache festzustellen.

Wilhelm Wiegandt war aus irgendeinem Grund (zu Besuch bei seiner Familie?) unterwegs nach Ohra. Dort stieß er aus unbekannten Gründen mit einem Auto zusammen und verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Er wurde auf dem Evangelischen Friedhof Wonneberg beigesetzt. Auf seinem Grab stand ein dunkler Brabstein mit folgender Inschrift:

Hier ruht in Gott mein hoffnungsvoller Sohn, unser lieber Bruder und Schwager
Wilhelm Wiegandt *22.3.1905 + 3.4.1934.
Die Todesstunde schlug zu früh, Doch Gott der Herr bestimmte sie.

Nach einer Weile verschwand der Grabstein wie viele andere auf diesem vergessenen Friedhof. Aber er wurde nirgendwo aufgestellt, weggeworfen oder schlimmer noch, zertrümmert und zerstört. Er war intakt, aber viele Jahre lang wusste niemand von ihm.

Vor genau einem Monat, am 1. Oktober 2020, erblickte dieser Grabstein wieder das Licht der Welt. Wir wissen nicht, wie lange er im Boden vergraben war. Aber es ist Frau Aleksandra Wieliczko zu verdanken, dass er nun nach vielen Jahren an die Oberfläche gehoben wurde. Frau Aleksandra Wieliczko führt eine wunderbare Aktivität durch, die darin besteht, den Bereich des Friedhofs zu sichern und ihn für die Zukunft zu erhalten. Kurz gesagt – sie kümmert sich ausschließlich um diesen Friedhof! Dank ihrer Arbeit werden neue, alte Grabstätten gefunden und weitere Grabelemente gesichert. Es lohnt sich, ihr FB-Profil zu besuchen und die Ergebnisse ihrer Arbeit laufend zu verfolgen.

Um auf Wilhelm Wiegandt zurückzukommen … Warum erwähnen wir ihn und versuchen, etwas mehr über ihn zu erzählen. Wilhelm Wiegandt wurde aus einem einfachen Grund zum Helden dieses Artikels…. In den Jahren 1925-1934 wohnte er in der Langgarter Hintergasse / Herrengartenstraße, also in der heutigen Sadowa-Straße, unter der Hausnummer 4. Wir können also sagen, dass er einer unserer Vorkriegsnachbarn war.

Text: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.

Quelle der Pressemitteilung – „Gazeta Gdańska”, Ausgabe 77 vom 6. April 1934, Seite 7.

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