Der Milchkannenturm auf Postkarten (Teil V)

Vier Ausgaben der Serie „Der Milchkannenturm auf Postkarten” liegen bereits hinter uns. Bisher waren sich alle vorgestellten Ansichten ziemlich ähnlich – sie zeigten diesen Ort immer von der Mattenbuden-Seite (heute Szopy) aus. Heißt das, dass es keine weiteren Aufnahmen des Milchkannentors gab? Wählten die Fotografen noch nie eine andere Perspektive? Wurden die Milchkannen nie von einer anderen Straße aus fotografiert? Doch, es gibt sogar mehrere solche Aufnahmen. Und hier ist der erste Beweis dafür.

Stągwie Mleczne A660 - frontDie Postkarte „Danzig Milchkannenturm” zeigt die Rückseite des größeren Turms des Milchkannentores. Er nimmt auf dem Foto den zentralen Platz ein und verdeckt zwar den Blick auf die Kreuzung der Straßen – Langgarten und Mattenbuden nicht aber auf die vielen Details in der Milchkannengasse. Rechts im Bild sieht man Gruppen von Menschen – Erwachsene und Kinder, die durch das oben erwähnte Stadttor auf die Speicherinsel gehen. Eines der Mädchen hat ein Kleid mit kurzen Ärmeln, was auf einen warmen Monat des Jahres hinweisen könnte.

Im Hintergrund ist ein Fragment eines einstöckigen Gebäudes in Mattenbuden zu sehen, wodurch wir erfahren, wie es dort damals auf der Seite der Neuen Mottlau aussah. Auf der anderen Seite des Turms sind auch mehrere Mietshäuser aus der Vorkriegszeit in Langgarten zu sehen.

Durch die Mitte der Straße verlaufen zwei Gleise. Eines davon – das mag für manche eine Überraschung sein – biegt direkt vor den Milchkannen in die Straße An der Neuen Mottlau ab und lenkt ein Stück weiter (bitte aktivieren Sie Ihre Fantasie) die Straßenbahn auf die Mattenbudenbrücke. An der Wand des Turms ist eine weiße Tafel zu sehen, auf der man – bei Vergrößerung – eine Anweisung für Passanten lesen kann – „Rechts gehen„! Leider sind die beiden unteren Zeilen auf dem Schild nicht lesbar. Vielleicht war dort zu lesen, welche Strafe bei Missachtung dieser Anordnung droht.

Stągwie Mleczne - 28 marca 1933 r. FrontJetzt ist es an der Zeit, sich der linken Seite der Postkarte zu widmen. Der Blick fällt auf einen Zweirad-Karren, der von einem Mann mit Mütze, auf den Fotografen zu, geschoben wird. Und auf dem Karren selbst – ich kann mich irren – sind runde Elemente zu sehen, die mich an eine zerlegte Straßenpumpe erinnern. Gleich hinter ihm steht ein von zwei Pferden gezogenes Fuhrwerk, bis zum Rand gefüllt mit Säcken und Kisten. Man sieht, dass der Fuhrmann den Wagen in Richtung der bereits erwähnten Straße An der Neuen Mottlau führt – wahrscheinlich zu einem der Getreidespeicher am linken Ufer der Neuen Mottlau oder in ein nahegelegenes Lagerhaus von Eugen Flakowski. Schauen wir uns nun den sichtbaren Bürgersteig an. Ein Mann in elegantem Anzug und mit einem Hut geht an einer Gruppe von fünf Soldaten vorbei. Vielleicht kann uns jemand dabei helfen, die Details dieser uniformierten fünf Männer zu entschlüsseln…

Und zum Schluss kommt die größte Überraschung. Das Foto wurde um 16:15 Uhr aufgenommen. Woher wissen wir das? Die genaue Uhrzeit zeigt die Uhr links über der Ladenmarkise an.

Die gleiche Ansicht erschien auch auf einer anderen Postkarte. Diesmal wurden jedoch die Originalfarben beibehalten.

Stągwie Mleczne A660 - tyłDer Herausgeber der ersten Postkarte (nicht aus dem Umlauf, aber mit handschriftlichem Vermerk) ist „Orweda” aus Danzig. Gedruckt wurde sie – wie auf der Rückseite zu lesen ist – von Paul Fink aus Berlin (Nr. 43). In der rechten unteren Ecke steht die Nummer A 660. Ich kann es schon jetzt ankündigen, dass wir in Zukunft höchstwahrscheinlich Postkarten mit den Seriennummern A 643, A 651, A 659, A 670, 675 (bei der letzten fehlt zwar der Buchstabe A, der Herausgeber ist jedoch derselbe) hier beschreiben werden. Sie stammen aus der gleichen Serie und wurden in ähnlicher Farbgebung veröffentlicht.

Stągwie Mleczne - 28 marca 1933 r. TyłDie zweite Postkarte mit der Nummer 3033 wurde am 26. März 1933 in französischer Sprache verfasst und zwei Tage später zur Post gebracht. Es geschah also vor genau 89 Jahren! Die Postkarte war an die französische Stadt Vire im Département Calvados adressiert.

Beide Originalpostkarten stammen aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.

Autor des Artikels: Jacek Górski

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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