Der Schlacht- und Viehhof im Jahr 2022
Die erste Assoziation, noch aus der Kindheit, war das Geräusch der Waggons des Zuges, wenn er durch die Niederstadt fuhr. Und dann war da noch die Schafherde, die aus einem schlecht gesicherten Waggon entkam. Das zweite war der Gestank, der bei ungünstigem Wind bis in die Straße drang, in der ich heute noch wohne. Jahre später erfuhr ich auch, dass meine zukünftigen Schwiegereltern dort viele, viele Jahre lang gearbeitet hatten. Meinem Schwiegervater, einem Metzgermeister, durfte ich beim „Zerlegen” von Fleisch zuschauen. Die von ihm hergestellten Würste und anderen Zubereitungen waren unübertroffen.
Meine Neugierde auf diesen Ort wurde durch die Tatsache genährt, dass es keinem „Sterblichen” erlaubt war, die Fleischfabrik zu betreten. Ich kannte die historischen Fakten des Ortes nicht, nur oberflächliche Geschichten.
Und nun hatten wir als Geschichtserzähler die Gelegenheit, das Gelände des ehemaligen Werks legal zu betreten (legal, weil ich mehr als einmal bei Spaziergängen zum Polnischen Hacken, als es noch keinen Zaun gab, aus Neugierde hineingegangen bin). Von einem Vertreter des derzeitigen Eigentümers des Geländes, der Firma Vastint Poland Sp. z o.o., konnten wir mehr über die Geschichte des Schlachthofs erfahren. Wir konnten verschiedene erhaltene Räume besichtigen. Ich war beeindruckt von den erhaltenen oder vielmehr vor dem Diebstahl durch „Diebe” geretteten Elementen der Treppe oder den Säulen, die die Decke stützen.
Von den Gebäuden des Betriebs sind nur noch wenige erhalten. Diejenigen, die überlebt haben, werden restauriert, und ihre Innenräume werden die erhaltenen Details zeigen. Der Schlachthof aus dem 19. Jahrhundert war für seine Zeit eine moderne Einrichtung. Es ist auch erwähnenswert, dass er den Krieg und die „Befreiungs”-Aktivitäten überlebt hat. Nach kleineren Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten konnte die Fleisch- und Metzgereiproduktion nach dem Krieg wieder aufgenommen werden. Leider hat es, wie viele andere Unternehmen auch, die Umwandlung und Privatisierung nicht überstanden.
Wir betraten auch die Räumlichkeiten des ehemaligen Piast-Kinos, wo ich von einem Kollegen zu einer Filmvorführung eingeladen wurde. Es war eine der Winnetou-Episoden, und der betreffende Freund wurde viele Jahre später mein Mann. Und obwohl ich mich nicht mehr genau daran erinnern kann, wie das Innere des Kinos aussah (verdammt… das ist schon so viele Jahre her!), bleiben doch irgendwo vage Erinnerungen zurück. Mein Mann Tomek erinnert sich, dass in dem Kino eine Weihnachtsfeier für die Kinder der Mitarbeiter der Fleischerei stattfand. Auf der Bühne unter der Kinoleinwand saß normalerweise der Weihnachtsmann, verteilte Päckchen an die Kinder und man konnte sich ein Foto mit ihm machen lassen. Es folgten mehrere Wettbewerbe und Spiele. Zum Finale, wenn der Weihnachtsmann von der besagten Bühne verschwunden ist, öffnet sich der Vorhang und eine Filmvorführung beginnt für die Teilnehmer der Feier am Weihnachtsbaum…
Ich habe nach einem Foto von meinem Mann mit dem Weihnachtsmann gesucht, aber leider ist es irgendwo verloren gegangen. Und vielleicht erinnert sich jemand, der dies liest, an eine solche Feier oder hat ein Foto davon, das das Innere des Kinos zeigt… Denn es ist Geschichte und es lohnt sich, sie an künftige Generationen weiterzugeben.
Elżbieta Woroniecka – Autorin des Textes und aller Farbfotos. Das Schwarz-Weiß-Foto stammt aus dem Familienalbum der Autorin.
Übersetzung – Andreas Kasperski.