Der unterirdische Geheimdurchgang
Es war so…
Kinder spielten draußen im Hof. Wenn sie sich langweilten, dachten sie neue Spiele aus. Jedenfalls war es so, als ich noch ein Kind war. Ich war ziemlich schüchtern und deshalb immer in einer größeren Gruppe unterwegs. Es war Anfang der 80er Jahre. Eines Tages als meine Freunde anfingen Schnitzeljagt zu spielen, beschloss ich mitzumachen. Ich wohnte damals in der Weidengasse 7 und kannte meinen Hinterhof wie… meinen eigenen Hinterhof eben.
Das Spiel fing an. Wir rannten durch die durchgehenden Hinterhöfe, von denen es viele in der Weidengasse 4, 5 und 6 gab. Wir liefen über riesige Rohre, von denen zig auf dem großen Platz gegenüber vom Kindergarten in der Schilfgasse lagen. Es war ein hervorragender Übungsplatz. Man musste schon ziemlich schlau und mutig sein, um auf den Rohren hopsen, oder im Falle eines Versteck-Spiels, sich in den Rohren verstecken zu können. Es war übrigens ein offener Lagerplatz für die Bauelemente der künftigen- d.h. der heutigen- Brücke dort.
Nach gewisser Zeit kam jemand auf die Idee, dass wir uns im Keller verstecken könnten. Wir rannten mit einigen Kindern zu dem Haus in der Weidengase 8, wo sich bis heute ein Friseursalon befindet. Wobei ich erwähnen möchte, dass es damals keine Sprechanlagen an den Haustüren gab und man in allen Häusern frei toben konnte.
Wir liefen in einer größeren Gruppe rein und der erster Jemand öffnete im Treppenhaus eine andere Tür als sonst, nämlich die zum Keller.
Wir gingen rein. Es war dort fürchterlich dunkel, schrecklich und die Spinnen rieben sich schon ihre Gebeine aus Freude auf uns. Oh Gott wie ich mich fürchtete. Und so liefen wir weiter in der Dunkelheit fast blind durch die schmalen, feuchten Gänge bis wir in einem völlig anderem Haus landeten. Als wir den Ausgang fanden, stellte es sich heraus, dass wir zwei Häuser weiter waren und über eine steile Treppe genau in dem Durchgang des Hauses Weidengasse 9 rauskamen, also genau auf meinen Hinterhof, von dem ich immer dachte, ihn zu kennen. Doch diesen geheimen Durchgang kannte ich nicht.
Heute kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Durchgang für viele möglicherweise die Rettung bedeutete …vielleicht vor einer Schlägerei oder gar dem Tod. Wer weiß…
Ich glaube, dass jener geheimer Gang immer noch existiert, aber das können uns nur noch die heutigen Bewohner der Häuser erzählen.
Autor der schwarz-weiß Aufnahme des Hauses in der Weidengasse 9: Artur Wołosewicz. Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (red.), Gdańsk – Dolne Miasto. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979.
Die Farbaufnahme vom Ausgangs des geheimen Durchgangs wurde am 21 April 2016 von– Danuta Płuzińska gemacht.
Text: Danuta Płuzińska
Übersetzung – Andreas Kasperski.
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