Der Wallplatz auf Postkarten (Teil I)

Es war sakrisch heiß . Die Hitze lief vom Himmel pausenlos hinunter. Auch in der Nacht war es kein bisschen kühler. Und so die ganze Woche lang. Oder vielleicht auch länger. Im kühlen Atelier ging die Arbeit an den Fotos so langsam und faul voran. Hier ein Portrait, hier eine kleine Landschaftsaufnahme, dann wieder ein Portrait, ein Gruppenfoto, ein Soldat und noch eine Landschaftsaufnahme. Aber so war es im Atelier.

Leider, gerade wegen des letzten Fotos mit der Landschaft kam der Inhaber des Ateliers auf die Idee, eine weitere Serie mit Danziger Landschaftsaufnahmen zu machen, um sie später als Postkarten zu verwenden. Nur welche Orte soll man dafür aufsuchen bei solch einer Hitze?

Nach längerem Überlegen, als es schon bekannt war, dass man dieses Fotoshooting nicht mehr verschieben kann, entschloss sich der Fotograf, der den Auftrag bekam, seine Schritte dorthin zu richten, wo man selbst an so heißen Tagen etwas kühle Luft genießen konnte. Und für einen solchen Ort hielt er Plätze mit einem Springbrunnen. Wer weiß wie viele Plätze mit Springbrunnen er damals während seines Spaziergangs verewigte, wir wissen jedenfalls von einem bestimmten Platz, den er damals besuchte und sind ihm sehr dankbar für diese Aufnahme. Denn es gibt sehr wenige Aufnahmen aus der Vorkriegszeit vom Wallplatz mit der damals dort stehenden Fontäne. Ja ja, es stand früher dort auf dem Wallplatz ein Springbrunnen. Ein Überbleibsel von ihm ist die heute noch vorhandene Schüssel aus Stein, die man dort immer noch sehen kann. Die Menschen, die dort heute wohnen, können sich teilweise immer noch daran erinnern, dass es auch gleich nach dem Krieg gelang, diesen Brunnen wieder in Betrieb zu nehmen. Und sie erinnern sich auch daran, wo die nötige Mechanik für den Brunnen platziert war. Um eventuellen Fragen zuvor zu kommen, wir Geschichtserzähler wissen es auch!

Doch zurück zu unserer Postkarte. Der Wallplatz. Der Fotograf stellte sich so hin, dass er hinter sich das kleine Zeughaus hatte und mit seiner Aufnahme den ganzen Springbrunnen fassen konnte. Und so dominiert er zusammen mit den umliegenden Bäumen die ganze Ansichtskarte. In der Mitte sieht man die Düse, aus der das Wasser springt. Der ganze Brunnen ist von einem Ring aus Rasen umgeben, auf dem man niedrige Blumen pflanzte oder kleine Büsche, bedeckt mit Blumen. Ein weiteres Hindernis für ungewollte Besucher stellte der niedrige Metallzaun um den Brunnen herum dar. Wenn jemand in der Nähe des Brunnens entspannen wollte, konnte er sich auf eine der Bänke, die auf dem Spazierweg um den Brunnen standen, setzen und die Melodie genießen, die für zwei Naturinstrumente komponiert wurde, nämlich das Rauschen des Wassers und des Laubs an den in der Umgebung wachsenden Bäumen. Das achtsame Auge bemerkt an der einen Bank, rechts auf der Postkarte, drei relativ kleine Personen. Wer weiß, vielleicht sind es Schüler aus der nahgelegenen Schule an der Ecke der Straßen An der Neuen Mottlau/Am Wallplatz. Nach dem Krieg war es die Schule Nummer VII. Vor dem Haus am Wallplatz, das heute die Nummer 12A trägt, sieht man einen Pfad, der zum Brunnen hinführt. Seine Seiten sind ebenso abgesichert mit einem niedrigen Metallzaun. Vor den Häusern sieht man auch die Silhouetten von weiteren Personen. Die erste wurde auf der Höhe der Gaslaterne verewigt, auf der linken Seite. Zwei weitere vor dem Eingang zum Park.

Der Text auf der Rückseite der Postkarte wurde am 10. Januar 1908 verfasst. Und die geschriebenen Worte waren für eine gewisse Frau Helene von Dzigalak aus Berlin Zehlendorf gedacht.

Interessant auch, dass der Absender auf der Postkarte vom Hersteller informiert wurde, wo genau der Raum für Mitteilungen sich befindet. Man kann dadurch davon ausgehen, dass die Postkarte in der Zeit entstanden ist als die Anschrift des Empfängers nicht mehr die ganze Rückseite der Postkarte in Anspruch nehmen musste, sondern auf die rechte Hälfte reduziert wurde. So blieb die linke Seite für den Text frei, der früher nur auf der Vorderseite zulässig war. Diese Veränderung wurde von der Post erst im Jahre 1904 eingeführt.

Der Herausgeber dieser Postkarte war Georg Stilke aus Berlin N W7. Im März 2017 haben wir bereits eine Postkarte dieses Herausgebers beschrieben. Es waren damals die Milchkannen drauf.

Die abgebildete Postkarte stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig. Die zwei weiteren Aufnahmen aus der Nachkriegszeit stammen aus dem Familienalbum Elżbieta Oberkiewicz, wohnhaft am Wallplatz.

Text: Jacek Górski.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

Możesz również polubić…

Dodaj komentarz

Twój adres e-mail nie zostanie opublikowany. Wymagane pola są oznaczone *