Die Mühle an der Steinschleuse

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann der größte Ausbau der Danziger Befestigungsanlagen in der Geschichte der Stadt mit der Errichtung einer Reihe von Bastionen an der Nord-, Ost- und Südseite. Wasser spielte bei den niederländischen Befestigungsanlagen des 17. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Angesichts der Notwendigkeit, die Verteidigungskapazität von Danzig schnell zu erhöhen, beschlossen die Stadtbehörden, die natürlichen Gegebenheiten der Stadt zu nutzen und eine bedeutende Wasserbarriere in Form eines breiten Grabens anzulegen – noch bevor mit dem teuren und zeitaufwändigen Bau der Bastionen des Befestigungsrings begonnen wurde. Die Arbeiten an den Befestigungsanlagen begannen daher mit der Regulierung der Mottlau durch die geplante Linie der neuen Festungsmauern.

In den Jahren 1619-23 wurde südlich der Stadt die Steinschleuse gebaut, eine Wasservorrichtung, die verschiedenen, manchmal widersprüchlichen Zwecken diente. Die Schleuse ermöglichte es, die Gräben mit Flusswasser zu füllen und dann den Wasserstand zu regulieren. Im Falle einer größeren Bedrohung war es möglich, das Gelände im südlichen und östlichen Vorland der Stadt zu fluten. Dadurch wurde ein Hindernis geschaffen, das praktisch nicht zu überwinden war. Die Schleusen ermöglichten es auch, den Zufluss von salzigem Meerwasser zu stoppen, das bei Stürmen und langanhaltenden Nordwinden durch das Flussbett der Mottlau in das fruchtbare Werder gelangen und die Ernten zerstören konnte. Die Steinschleuse verhinderte auch den übermäßigen Zustrom von Flusswasser aus der entgegengesetzten Richtung – aus dem Süden – und schützte so die Stadt selbst vor Überschwemmungen. Eine weitere Aufgabe der Steinschleuse bestand darin, das Wasser aufzustauen, um den Betrieb einer neuen, zusätzlichen Mühle zu ermöglichen. Diese Mühle sollte im Falle einer Belagerung von Danzig in Betrieb genommen werden, wenn der Feind die Wasserversorgung des Radaune-Kanals unterbrechen und die Mühlen in der Altstadt stilllegen würde.

Die Steinschleuse wurde von zwei Ingenieuren aus den Niederlanden entworfen, einem Land, das zu dieser Zeit in Sachen Technik und Festungsbau führend war: Wilhelm Janssen Benning und Adrian Olbrants aus Alkmaar in Friesland. Die Bauarbeiten wurden von dem Danziger Festungsbaumeister Hans Strakowski überwacht.

Die Errichtung der Mühle war bereits zum Zeitpunkt des Baus der Steinschleuse geplant, wie der Bau eines Seitenkanals auf der Westseite zeigt. Die Form dieses Flussarms (geringe Breite, große Tiefe und Wasserstandsunterschied) deutet darauf hin, dass es sich um einen „Mühlbach” zum Antrieb der Mühlräder gehandelt haben muss. Die Planung der Mühle zusammen mit der Schleuse wird auch durch das Vorhandensein des Gebäudes auf dem Befestigungsprojekt von etwa 1620 belegt. Der Mühlenkanal wurde zur gleichen Zeit wie der Rest der Steinschleuse gebaut, was durch die Verwendung von ähnlichem Material und ähnlicher Bautechnik bestätigt wird. Ihr Bau wurde für die Zukunft geplant, falls dies erforderlich sein sollte.

Die Notwendigkeit dafür war bald gegeben. Im Jahr 1622 erschien die schwedische Flotte in der Danziger Bucht. Im Jahr 1626 fielen die Schweden in das königliche und herzogliche Preußen ein. Über den Bau der Steinschleusenmühle sind keine schriftlichen Quellen in den Archiven gefunden worden. Das wahrscheinliche Baudatum der Mühle lässt sich anhand der vorhandenen Quellen nicht genauer bestimmen als um 1640.

Die Hauptaufgabe der Mühle war das Mahlen von Getreide während der Belagerung der Stadt, wenn der Feind die Wasserversorgung des Radaune-Kanals unterbrach. Die Steinschleusenmühle war in Friedenszeiten für die Mehlproduktion von geringer Bedeutung. Für den Betrieb der Mühle mussten die Tore der Steinschleuse zumindest teilweise geöffnet werden. Dies stand im Widerspruch zur Hauptfunktion der Schleuse, die dazu diente, den Wasserfluss der Mottlau bei Belagerungen aufzuhalten. In Zeiten, in denen die Stadt bedroht war, wurden die Durchlässe der Schleuse vollständig geschlossen, um das Gelände vor den Toren der Stadt effektiv zu fluten. Allerdings konnte die Mühle dann ihre Hauptaufgabe nicht mehr erfüllen. Vielleicht wurde die Mühleneinrichtung deshalb nur selten oder gar nicht benutzt. Das Mühlengebäude wurde bis 1945 nicht wesentlich verändert. Das Äußere behielt seine ursprüngliche Form bei, nur einige Fenster-, Tür- und Prozessöffnungen wurden umgebaut.

Die rätselhafte Tatsache, dass die Mühleneinrichtung, die fast bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr in Betrieb war, erhalten blieb, lässt sich durch die Funktion und den Standort des Gebäudes erklären. Ursprünglich wurde die Mühle als Reserveeinrichtung für den Kriegsfall vorgehalten. Trotz dieser glücklichen Fügung hat die Geschichte es ihr nicht gegönnt, samt ihrer prächtigen Ausstattung bis zum heutigen Tag erhalten zu bleiben. Das wichtigste tragische Ereignis in der Geschichte der Steinschleusenmühle war das Jahr 1945, als das Gebäude weitgehend zerstört wurde. Der Dachstuhl und die Decken brannten ab, ebenso wie der wertvollste Teil des Denkmals, die Maschinen aus dem 17. Jahrhundert. Große Teile der Mauern stürzten ein. Der größte Schaden entstand an der Südwand, wo das oberste Stockwerk einstürzte.

Quellen der Zeichnungen: Ernst Witt, 1937

Autor des Artikels: Jakub Szczepański.
Übersetzung – Andreas Kasperski.

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