Die Reitergasse (Ułańska)

Ein Reiter ist doch kein Ulan. Obgleich beide Soldaten und Mitglieder der Kavallerie sind. Doch woher kommt überhaupt diese Verbindung?

In der Mitte des 17 Jh., im Gebiet der späteren Reitergasse stationierten Deutsche Reiter. Von ihnen kommt auch der Erste Name der Straße, die es seit 1650 gab. Genauergesagt waren es drei Straßennamen: Reitergasse I, Reitergasse II und Reitergasse III. Die Aufteilung einer langen Gasse in kleinere Abschnitte war damals üblich, was man auch an Mattenbuden und Steindamm sieht. 100 Jahre später wurde aus den drei Abschnitten eine Lange Reitergasse. Sie endete einerseits an Mattenbuden und Steindamm, überquerte die Weidengasse, um an anderem Ende die heutige Sadowa Straße zu erreichen. Ihr letzter Abschnitt (von der Mottlau ausgesehen) hieß zeitweise Hühner Gasse.Koperta firmowa Danziger Blechwarenfabrik - 1924 rok

Die erste große Firma, die an der Reitergasse entstand, war die Königliche Artilleriewerkstatt. Man schrieb das Jahr 1818. Fast 100 Jahre später stellte man auf dem Gelände die ersten Hallen und Maschinen der Blechwarenfabrik aus der Vorkriegszeit. Diese funktionierte noch einige zig Jahre nach dem Krieg weiter. Fans des Automobilbaus werden sich sicher für die Tatsache interessieren, dass es unter der gleichen Adresse auch das Montagewerk „Hudsexway”, in dem man die amerikanischen Fahrzeuge Hudson i Essex baute. Reklama samochodu Essex z 1929 rokuVon den anderen interessanten Institutionen, die es dort im Verlauf der Reitergasse gab, sollte man folgende nicht vergessen: unter der Hausnummer 2 die Bäckerei, das Restaurant von Max Manthey „Zur stumpfen Ecke”- Hausnummer 5, unter der Hausnummer 11 die Wäscherei, Färberei und Gerberei Gutenberg aus Langfuhr, unter 12-15 der Farbengroßhandel Hartmann, Großhandel für Aluminium- Eisen und Emaillierte Ware unter der Nummer 15 (10 Jahre später funktionierte hier die General – und ausschließliche Vertretung der Porzelanfabrik Chodzież (Kolmar i. Posen), unter der Hausnummer 17 ein weiteres Restaurant „Zum alten Fritz” und dann noch eine Strumpffabrik und Ölfabrik.

Budynek na ulicy Ułańskiej - zdjęcie z 2013 rokuNach dem Krieg wurde beschlossen, die Straße soll Ułańska (Ulanengasse) heißen. Und so ist es bis heute. Allerdings ist dort nur ein einziges langes Haus stehengeblieben. Während unserer Führungen durch das Viertel ist es eines von unseren Stopps. Es reicht nur mit Blick nach oben durch das große Tor von der einen auf die andere Seite zu gehen, um die Malereien der Freimaurer zu bewundern. Und wenn es noch jemanden unter Ihnen gibt, der die Straße in den 80er Jahren besuchte, erinnert er sich sicher noch an die Drogerie und den Gemüseladen, die an dieser Straße in einem Haus waren, das später für den Bau der Ost-West-Tangente Platz machen musste. Vielleicht kaufte er noch später Haushaltgeräte in demselben Ladenlokal, wo es früher Gemüse gab. 1949 unter der Hausnummer 8 betrieb Maria Kraszewska einen Lebensmittelladen.

Der Firmenumschlag der Danziger Blechwarenfabrik stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.  Die Werbeanzeige der Firma Deierling Grosshandel kommt aus dem Ausstellernachweis der Messe Posen aus dem Jahre 1923 „III-ci Targ Poznański: wystawa wzorów przemysłu i hurtu polskiego 29 IV – 5 V 1923: urzędowy spis wystawców Targu Poznańskiego”. Werbeanzeige des Restaurants aus der „Danziger Volksstimme”-  Nr. 110 vom 14 Mai 1926. Werbung der Essex-Fahrzeuge aus der Zeitung „Słowo Pomorskie” vom 31 März 1929. Die Werbung der Färberei aus „Gazeta Gdańska, Gazeta Morska” –  Nr. 76 vom 3 Mai 1929. Werbeanzeige der Vertretung der Porzellanfabrik aus „Gazeta Gdańska” – Nr. 145 vom 29 Juni. Das Bild von der Ulanengasse aus den 90er Jahren stammt aus der Sammlung von Andrzej Tymiński. Die heutigen Farbaufnahmen wurden von Elżbieta Woroniecka und Jacek Górski gemacht.

Text – Jacek Górski

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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