Die Schilfgasse auf Postkarten (Teil I)
Die beiden Fahrbahnen der Allmodengasse sind durch einen zusätzlichen Gehweg getrennt, der durch zwei Reihen dichter und hoher Bäume vor Sonne und Regen geschützt ist. Diese vom Thornschen Weg ausgehende Allee endet an einem Umspannwerk, dann folgt die Kreuzung mit der Straße An der Schleuse und die eine Fahrbahn der Grosse Schwalbengasse, die nach der Kreuzung mit der Strandgasse in die ebenso eine Fahrbahn der Schilfstraße übergeht. Es ist heute kaum vorstellbar, aber die erwähnte zentrale Baumallee in der Almosengasse setzte sich vor dem Krieg ununterbrochen durch die nächsten beiden genannten Straßen fort, um dann an der Kreuzung mit der Reitergasse ihr Ende zu finden. Folglich hatten sowohl Jaskółcza als auch Szuwary nicht nur eine, sondern zwei Fahrbahnen. Da dies schwer vorstellbar ist, muss man auf die Quellen zurückgreifen. Dank dieser Farbpostkarte mit der Signatur Danzig Schilfgasse können wir sehen, dass die Schilfgasse im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ganz anders aussah. Im Hintergrund ist der Turm der gelben Kaserne mit seinem roten Dach zu sehen. Auf beiden Seiten stehen Gebäude, über die gleich noch mehr gesagt werden wird. Die größte Überraschung ist jedoch die zentrale Promenade, die auf zwei Seiten von Baumreihen begrenzt wird. Die Promenade wird von Menschenmassen bevölkert. Man könnte vermuten, dass hier eine Art lokaler Markt abgehalten wird, auf dem frisches Obst, Gemüse und Blumen gehandelt werden. Der Bürgersteig in Langgarten hatte eine ähnliche Funktion. Auf dieser Postkarte kann man es gut erkennen. Ein paar Leute, die den Fotografen sehen, posieren für ein Foto mit ihm, aber die meisten sind eindeutig damit beschäftigt, ihre Einkäufe zu erledigen, was für sie wichtiger ist als der Besuch eines fremden Herrn mit einer noch fremderen Kamera auf drei Beinen.
Schauen wir uns nun die Fassaden der Häuser in der Schilfgasse genauer an. Beginnen wir auf der rechten Seite. Das der Strandgasse (Dolna Straße) zugeordnete Eckgebäude (das heute noch steht) beherbergte damals eine auf Liköre spezialisierte Schnapsbrennerei. Und das können Sie an der Wand dieses Hauses erkennen. Wir haben diesen Ort anlässlich der Eröffnung des Geschäfts des Kaufmanns M. A. Horn in der Strandgasse 10 im Jahr 1926 erwähnt. Andererseits befand sich in einem der Nachbargebäude damals ein Kindergarten. Auf der linken Seite sieht man jedoch die Gebäude, die höchstwahrscheinlich der Adresse Schilfgasse 1a zuzuordnen sind, in denen Albert Kraatz ein Kurzwaren-, Schreibwaren-, Wollwaren- und Weißwarengeschäft betrieb, und 1b (nur diese beiden standen auf dieser Straßenseite und lagen am nächsten zur Strandgasse), wobei man in der Ferne auch den Zaun der Häuserrückseite von der Straße Steindamm (Kamienna Grobla) aus sehen kann, mit dem die Rückseiten der Höfe an dieser Stelle eingezäunt waren. Die geräumigen Parzellen 8-10 gehörten zum Beispiel dem Kaufmann Bahrendt, der hier auf einem großen Platz Holz lagerte und handelte.
Die Postkarte, die eine sehr ausgeprägte erhabene Textur aufweist, ist in der rechten unteren Ecke mit der Nummer 3530 gekennzeichnet, während auf der anderen Seite unten weitere Markierungen zu sehen sind. Diese sind W.S. 19 (Dzg. 19) 09 Danzig. Im August 2016 haben wir bereits eine Postkarte aus der gleichen Serie beschrieben. Der darauf verewigte Ort war Sperlingsgasse. Und ihr Symbol war W.S. 19 (Dzg. 20) 09 Danzig
Die Karte wurde (das ist interessant) über einen Zeitraum von neun Tagen geschrieben – vom 3. bis 11. Dezember 1910. Sie war an Kurt Lendrath in Königsberg gerichtet. Wir haben nachgefragt – die Familie Lendrath – Kurt und Wilhelm – wohnte damals in der Reitergasse 5. Zufall (?)
Die Original-Postkarte stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.
Autor des Artikels: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.