Drogerie an der Ecke Weidengasse/Reitergasse
Das Mietshaus in der Weidengasse 54 gehörte dem Mauermeister Franz Groos aus Hakelwerk und später Nathan Wohl, der erst unter derselben Adresse und dann nach dem Umzug in Warschau wohnte.Die erste Drogerie in diesem Haus eröffnete Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein gewisser Kurt Hundertmark. Zur selben Zeit besass in der Kartäuserstraße seine Adler-Drogerie Albert Janke. Es vergingen einige Jahre. Im Adressbuch von 1917 steht der Erste mit seinem Geschäft nach dem Umzug unter Weidengasse 50, und unter Weidengasse 54 erscheint ein Drogerie-Parfüm-Laden des uns bereits bekannten Albert Janke. Den Laden gab es hier mindestens die nächsten 25 Jahre lang. Denn in der erwähnten Straße findet man seine Spuren selbst noch im Adressbuch von 1942.
In der Drogerie von Herrn Jahnke konnte man sich anfangs mit typischen Drogerieartikeln und Parfüms versorgen. Doch im Laufe der Zeit vergrößerte sich das Sortiment um Foto-Artikel, Farben und Verbandssachen.
So war es vor dem Krieg.
Und wie war’s nach dem Kriege?
Eines von drei Geschäften in der Weidengasse 54 war die Drogerie mit Tradition aus der Vokriegszeit. Der Eingang befand sich an der Ecke neben der Säule. Nach dem Krieg wurde sie geführt vom Zygmund Furmaniak und seiner Ehefrau Helene. Sie hatten einen guterzogenen Schäferhund. Ende der fünfziger Jahre hat ihnen die Miliz den Hund für Dienstzwecke weggenommen und auch den Laden, der nun staatlich werden sollte. Gegen Ende der sechziger Jahre ist der Boden im Laden eingebrochen und er wurde ins frühere Lager verlegt, mit Eingang von der Reitergasse. Die angebotene Ware war unterschiedlich, abhängig von der Jahreszeit. Aus meiner Kindheit erinnere ich mich nur an bunte Schachteln mit Weihnachtskugeln, Engelshaar, Tannenbaumkerzen und Tannenbaumspitzen, die meine Eltern jedes Jahr neukauften.
Der Tradition entsprechend schmückte mein Vater den Tannenbaum und setzte auch die Spitze drauf, doch immer wenn er das Ende des Tannenbaums losließ, zerbrach meistens die Spitze. Unsere Wohnung war 3,4 m hoch.
Im Jahre 1973 bezog ich die Wohnung mit der Nummer 3 an der Tür und unser Zimmer befand sich direkt über dem alten Laden. Als die Gutachterskommission uns besuchte, stellte Ich auf der Höhe der Säule ein Glas mit Wasser. Der Heizofen lief auf hohen Touren doch das Wasser im Glas gefror trotzdem.
Solche Zeiten waren es damals…
Die alte Postkarte aus der Vorkriegszeit stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler. Der Kopf des Firmenbriefpapiers aus dem Staatsarchiv in Danzig (Archiwum Państwowe w Gdańsku in der Wałowa Str. 5. Numer jednostki 8/3774. Numer jednostki aktowej 10/15/0/-/2488). Die schwarzweiss Aufnahme des Hauses vom 1979 vom Artur Wołosewicz. Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (ed.), Gdańsk – Dolne Miasto. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979.. Die Farbaufnahme des Mietshauses stammt aus dem Familienalbum der Autorin.
Text über die Vorkriegszeit – Jacek Górski. Nachkriegszeit – Maria Rybińska.
Übersetzung – Andreas Kasperski.