Eine Lokomotive fährt in den Bahnhof ein

Basion Maidloch (heute bekannt als Żubr oder der „gedrehte” Berg) war ein allgemein zugänglicher Ort. Und wenn man diesen vor dem Krieg mit einer Kamera betrat, konnte man dieses oder jenes Bild vom Südbahnhof machen. Am Bahnhof selbst war die Situation schon anders. Ich glaube nicht, dass sich dort jeder frei bewegen und Fotos machen konnte. Und doch ist es jemandem gelungen, dies zu tun.

Das Bild zeigt eine Dampflokomotive mit der Nummer 17 1016, die zur Deutschen Reichsbahn gehörte. Außerdem ist auf der Tür das Zeichen S 35.17 zu lesen.

Die Dampflokomotive auf dem Foto könnte in jeden beliebigen Bahnhof eingefahren sein oder jeden beliebigen Bahnhof verlassen haben. Aber es gibt etwas, das darauf hinweist, dass sie einfuhr, und zwar in den Südbahnhof. Im rechten Teil des Bildes ist ein hoher Gastank zu sehen. Dies könnte ein Hinweis auf das Gaswerk in der Nähe des Bahnhofs sein. Und der Danziger Südbahnhof befand sich in einer solchen Lage. Leider verdeckt die Silhouette der Lokomotive den Rest des Bildes. Man sieht also keine möglichen anderen Elemente der Gasinfrastruktur oder zum Beispiel ein Fragment von mindestens einem Haus auf der Strasse An der Steinschleuse, was die Annahme noch wahrscheinlicher machen würde. Aber ist der Gastank selbst nicht schon Beweis genug…?

Apropos Beweise – es soll nun versucht werden, die Dampflokomotive selbst zu identifizieren. Und ich warne Sie gleich vor – es endet mit einer Vermutung. Aber wozu sind unsere Leser da… Wir zählen auf Sie!

Denn die Postkarte mit diesem Foto stammt aus dem Archiv des Lokomotivbild-Archivs Bellingrodt Wuppertal-Barmen. Und Carl Bellingrodt war der Nestor der deutschen Eisenbahnfotografie, da fällt es wohl schwer zu glauben, dass die Dampflok auf dem Foto eine Art Mystifikation ist. Sie wurde sogar detailliert beschrieben…
Beginnen wir mit dem, was auf der anderen Seite des Fotos zu lesen ist.

S 35,17 2’C + 2’2’T 31,5 – h4v –
Pr β S 101 1910-14
Bauart 1911

Symbol S 35,17 –  der Buchstabe S ist ein Symbol dafür, dass es sich um eine Schnellzuglokomotive handelt. 3 – dass sie drei verbundene Achsen hatte, 5 – dass sie insgesamt fünf Achsen hatte, 17 – das war die Achslast pro Achse.
Das Symbol 2’C bedeutet, dass die Lokomotive zwei rollende Achsen im Drehgestell und drei große Antriebsachsen im Lokomotivfuß hatte, die über einen Träger mit dem Motor verbunden waren.
Das Symbol 2’2’T 31.5 bezieht sich auf das Spannglied – es hatte zwei 2-achsige Drehgestelle und 31,5 m3 Wasserinhalt.
Das Symbol S 101 besagt, dass es sich um eine Dampflokomotive der Baureihe 17.10 (preußische Baureihe S 10) handelt.
1910-14 waren die Jahre, in denen diese Lokomotiven gebaut wurden.
Bauart 1911 – der Entwurf stammt aus dem Jahr 1911.

Um die bisherigen Informationen zusammenzufassen. Es handelt sich um eine Dampflokomotive der Baureihe 17.10 (S 10) mit 5 Achsen, von denen zwei rollend und drei treibend waren, und einem passenden Tender, der an diesen Lokomotivtyp angehängt war. Und gerade als wir dachten, wir hätten alles verstanden, kam uns plötzlich etwas in den Sinn, das uns zweifeln ließ. Auf dem gezeigten Schema und auf allen uns zur Verfügung stehenden Fotos hat diese Art von Lokomotive nur zwei Tanks über dem Kessel. Sie dienten entweder zum Sammeln von Dampf oder zur Lagerung von Sand für die Ballastierung der Räder beim Anfahren. Die Dampflokomotive auf dem Foto hingegen hat… einen weiteren Tank. Und das ist etwas, was wir im Moment noch nicht zu 100 % erklären können.


Aber wir haben eine Hypothese. Es könnte sich einfach um einen zusätzlichen Dampfsammler handeln. Vom zentralen Tank aus kann man dünne Rohre sehen, die zu den Radsätzen hin verlegt sind. Diese ermöglichen es, den Sand unter die Räder zu streuen. Von den äußersten Tanks aus kann man dagegen sehen, dass dickere, horizontal verlegte Rohre abfallen. Diese Ebene würde ein Hindernis für den Sand darstellen. Auch wenn er mit Luftdruck eingeblasen wird. Aber ist unser Denken richtig….

Textautor: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Eine große Hilfe bei der Identifizierung der Dampflokomotive war Herr Adam Kliszcz. Vielen Dank dafür.
Das hier gezeigte Foto stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.
Die Abbildung der Dampflokomotive stammt aus dem Buch von Gustav RöhrDie Dampflokomotiven der Polnischen Staatsbahn und des Freistaats Danzig” vom Januar 1966.

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