Einsteigen in die Fünf an der Haltestelle bei der Kaserne
Genau am 30. Mai 2015 fuhr die erste Vorkriegs-Straßenbahnlinie 5 in Richtung Weidengasse (Łąkowa) auf unsere Seiten. Das an diesem Tag präsentierte Foto wurde jedoch nicht in der Niederstadt, sondern in der Nähe des Bahnhofs aufgenommen.
Straßenbahnlinie 5 an der Haltestelle in der Weidengasse in der Nähe der Kaserne. Ich musste etwa sieben Jahre warten, bis eine andere Straßenbahn derselben Linie auf den Gleisen fuhr, die wir unseren Leserinnen und Lesern vorstellen könnten. Diesmal jedoch besuchte der Fotograf die Niederstadt. Er hielt an der Kreuzung Weidengasse und Kasernengasse (Koszarowa) – auf der rechten Seite und Herrengarten (Sadowa) – auf der linken Seite. Und er verewigte einen Zweiwagenzug, der vom Langgarten kommend in Richtung des Depots in der Lenzgasse fuhr und gerade an der Haltestelle neben der Reiterkaserne stand, in der heute die Musikhochschule untergebracht ist. Auf der Rückseite kann man genau die Nummer 148 erkennen. Und die 5 – die Nummer der bereits erwähnten Straßenbahnlinie. Die 5 verkehrte damals zwischen der Weidengasse in der Niederstadt und der Ringstraße (Tadeusza Kościuszki) in Langfuhr.
Doch nicht nur die Straßenbahn selbst passte in den Rahmen. Die gesamte Vorderwand der Kaserne ist zu sehen, ebenso wie eine Reihe von Mietshäusern, die in Richtung Strandgasse (Dolna Straße) verlaufen. Auf der anderen Seite erheben sich in der Ferne das Gebäude des Danziger Tabak Monopol (heute LPP) und der Schornstein der ehemaligen Königlichen Gewehrfabrik. Sie können sehen, wie die zentrale Gasse in einer mit Werbung behängten Litfaßsäule endet. Der linke Teil des Fotos ist auch sehr interessant. Wir können einen Laternenpfahl mit einem H-Schild (Haltenstelle) sehen. An der Haltestelle warten mehrere Personen auf die Ankunft der Straßenbahn in Richtung Langfuhr. Ergänzt wird das Ganze durch ein Fragment eines Flachbaus, der sich über die gesamte Länge der Weidengasse von der bereits erwähnten Sadowa bis zur Reitergasse (Ułańska) erstreckt. Dieses Gebäude trug die Nummer 55 und beherbergte eine Zeit lang unter anderem die Porzellan-, Glas-, Steingut- und Lampenwarengroßhandlung Kochmann E & R G.m.b.H., die wir bei der Beschreibung des Themas „Porzellan aus der Reittergasse“ erwähnt haben. Die längste Zeit gehörte diese Adresse jedoch der Firma Gummiwerke Danzig G.m.b.H., dem Lagerhaus Klatt, Rentel & Co und dem Büro des Ingenieurs Bruno Prehn. Wer weiß – vielleicht werden wir jetzt, da wir wissen, wie das betreffende Gebäude aussah, in naher Zukunft auch über diese Firmen schreiben…
Autor – Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Das hier gezeigte Originalfoto und der Umschlag stammen aus der Sammlung der Geschichtserzähler.