Holzhäschen aus der Kolkowgasse
An der Kreuzung der Vorkriegsstraßen Weidengasse (Łąkowa) und Kolkowgasse (Królikarnia) hielt ein elegantes Auto an. Der Beifahrer öffnete die Tür und drehte sich zu einem jungen Mann um, der auf dem Bürgersteig lief und nicht älter als 15 Jahre war.
Entschuldigen Sie, junger Mann – wissen Sie zufällig, wo man hier in der Gegend Spielzeug in größeren Mengen kaufen kann?
Der Junge hielt inne, dachte einen Moment nach, nickte dann verneinend und fügte hinzu
Hier, in der Niederstadt?… Da weiß ich nichts, Herr… Vielleicht weiter weg, irgendwo in Langgarten – dort eher….
Er zuckte mit den Schultern und ging in Richtung der Gebäude der Königlichen Gewehrfabrik. Eine solche Antwort ist kaum verwunderlich, denn der gefragte Großhändler für Spielwaren, Haushalts- und Küchenutensilien namens Opitz & Gumz war erst seit etwa zwei Jahren in der Kolkowgasse unter der Nummer 22 (dieses Gebäude war das letzte an der Kreuzung mit der Weidengasse) ansässig. Es wird in den Adressbüchern von 1925 und 1926 erwähnt. Und es wurde in dieser Zeit in der Presse beworben. Der Vollständigkeit halber sollte hinzugefügt werden, dass Artur Opitz – einer der Miteigentümer dieser Firma – bis Mitte der 1930er Jahre an der angegebenen Adresse wohnte. Der Nachname Gumz hingegen verweist vielleicht auf Erich – einen Kaufmann aus der Werftgasse (Doki) 4. Aber das sind nur unsere Vermutungen.
Derselbe Artur Opitz handelte an diesem Standort bereits 2-3 Jahre lang mit Maschinen. Und 1927 nahm er in der Kolkowgasse (Królikarnia) die Herstellung von Eisenwaren auf. Es scheint jedoch, dass er und Gumz zwischen 1926 und 1928 den bekannten Spielwarengroßhandel unter einer anderen Adresse – Langgarten Hintergasse (Sadowa) 10 – betrieben. Dies waren jedoch die letzten Erinnerungen an dieses Geschäft.
Ab 1931 betrieb Hedwig Opitz (Familie?) ein Kurzwaren- und Schreibwarengeschäft in der Kolkowgasse 22. Arthur Opitz selbst war bereits ab 1933 in der Straße Langgarten 8 als Installateur für Sanitär-, Klempner-, Heizungs- und Kühlanlagen tätig. Wahrscheinlich verließ er die Niederstadt 1935 oder 1936. Damals zog er in den Heinrich-Scholtz-Weg (Powstańców Warszawskich) 8, und arbeitete in der Karthäuser Straße (Kartuska) 2.
Uns interessierte jedoch vor allem diese Episode in der Niederstadt. Und wer weiß – vielleicht konnte man in dem erwähnten Spielzeuggroßhandel auch die gleichnamigen Holzhasen kaufen. Und deren Verkäufer wusste nicht, dass seine Straße etwa 20 Jahre später nomen omen Królikarnia (wörtlich Kanninchengasse) heißen würde.
Autor des Textes: Jacek Górski
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Quelle der ersten Presseanzeige: Kurjer Poznański R.20, nr 56 (8. März 1925) str. 2.
Der zweite Hinweis stammt aus dem Adressbuch von 1925. Und der dritte aus dem Adressbuch von 1928.