Ist es Chlodna oder Polna-Strasse?
Je näher wir der heutigen Zeit kommen, desto umfangreicher wird der Bestand an Fotografien, die in der Niederstadt aufgenommen wurden. Aber gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück – und die Situation mit den Fotografien der Niederstadt sieht ganz anders aus. Man könnte sogar die These aufstellen, dass die Zahl der Fotografien aus der Niederstadt dramatisch abnimmt, je näher wir dem Beginn des 20. Jahrhunderts kommen (vom 19. Jahrhundert ganz zu schweigen). Und bei bestimmten Jahrgängen nimmt sie leider einen Wert von Null an.
Deshalb gilt: Je älter das Foto, desto mehr Wert hat es für uns Geschichtserzähler. Wir glauben, dass alle, die sich für die Geschichte dieses Stadtteils interessieren, das ähnlich sehen.
Der Zweite Weltkrieg war vorbei. Vielleicht war es das Frühjahr 1946. Vielleicht war es aber auch schon Herbst desselben Jahres. Irgendjemand brachte, bekam oder fand irgendwo eine Kamera. Und mit dieser Kamera fand er sich in der Polna-Straße wieder. Vielleicht wohnte er dort. Oder vielleicht kam er, um jemanden zu besuchen. Für uns ist das Wichtigste, dass er in der Radna-Straße stand und ein Bild von den Mietskasernen in der Polna-Straße machte. Auf diese Weise entstand das erste uns bekannte Nachkriegsfoto von diesem Teil der Niederstadt. Aber fangen wir von vorne an.
Dieses Foto wäre uns vielleicht nie in die Hände gefallen, wenn es nicht in einer bestimmten deutschen Zweiwochenzeitung veröffentlicht worden wäre. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich beim Durchblättern des gesamten Jahrbuchs von 1965 plötzlich den vertrauten Straßennamen auf einer der Seiten las. Die gesamte Beschreibung lautete:
Nach 1945. Die Straußgasse vom Damm aus gesehen.
Straußgasse war der Vorkriegsname der Chlodna-Straße. Diese Aufnahme von der Seite des Walls oder der Bastion aus würde also sogar zu dieser Beschreibung passen. Schlimmer war es dagegen mit den Silhouetten der Mietshäuser selbst. Es gab in dieser Straße keine Häuser, die man über 3-4 Stufen betreten konnte und die zusätzlich noch Eingänge zu den Kellern direkt von der Straße aus hatten. Dazu kam der Baum, der auf dem Bürgersteig wuchs. Dieses Puzzlestück kam aus einer ganz anderen Kiste. Ich begann mich daher zu fragen, ob der Verfasser der Bildbeschreibung sich geirrt hatte…
Und hier hatte die Geschichtserzählerin Ela das letzte Wort, die nach einem Blick auf das Foto (und sie ist die Beste im Erkennen von Fotos!) eindeutig feststellte:
Das kann nicht Chlodna sein. Aber eine solche Anordnung von Gebäuden, Treppen und Kellertüren passt für mich perfekt zu … der Polna-Straße.
Nun mussten wir nur noch die Anordnung der Gebäude mit dem uns zur Verfügung stehenden Foto von 1979 und dem zeitgenössischen Foto vergleichen und schließlich die Bildunterschrift korrigieren, die lauten sollte:
Nach 1945. Die Weickhmannsgasse vom Damm aus gesehen.
Und erinnern wir uns daran, dass die Weickhmannsgasse vor dem Krieg nun Polnastraße hieß.
Und so sieht man von der linken Seite des Fotos aus den Flachbau an der Ecke der Polna-Straße und der Przyokopowa-Straße (das Gebäude mit der Nummer 1). Und dann, in absteigender Reihenfolge, sehen Sie die Mietshäuser an der Polna 4, Polna 3, Polna 2 und Polna 1.
Ich frage mich, ob die Bewohner der Polna-Straße dieser Beschreibung zustimmen würden… Oder vielleicht hat jemand eigene fotografische Belege für die Polna-Straße in seiner Sammlung zum Vergleich. Bitte teilen Sie diese mit uns.
Autor des Textes und des zeitgenössischen Farbfotos: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Quelle des ältesten Fotos: „Unser Danzig” vom 20. November 1965, S. 14.
Autor des zentralen Schwarz-Weiß-Fotos: Artur Wołosewicz.
Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (ed.), Gdańsk – Dolne Miasto. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979.