Katze
Viele haben die Geschichte bereits gehört, doch der Tag der Katze inspirierte mich, sie zu veröffentlichen, damit noch mehr Leser sie kennenlernen.
Ich erinnere mich nicht mehr welcher Monat es war, doch es war eine warme Sommernacht. Anfang der 60er Jahre. Ich kam mit meinen Eltern und meiner Schwester Krysia von meiner Tauftante zurück, die in der heutigen Traugutta Str. wohnte. Den Weg zur Straßenbahnhaltestelle in der Großen Allee kürzten wir ab, indem wir quer über den Friedhof liefen. Wie ich schon sagte, es war eine warme und duftende Sommernacht. Ich war kein ängstliches Kind (das ist mir bis heute so geblieben), somit war die Abkürzung durch den Friedhof weder was Unangenehmes noch etwas Beängstigendes für mich. Als wir etwa auf dem halben Weg zur Halterstelle waren, kam hinter einem der Gräber eine komplett schwarze Katze hervor und fing an mit uns zu schmusen. Meine Eltern versuchten sie zu verscheuchen, doch sie ging Schritt für Schritt uns hinterher.
Wir kamen zur Halterstelle an der Oper. Die Katze blieb an der Bordsteinkante stehen und schaute uns interessiert zu. Ich bat flehend: lass uns sie mit nach Hause nehmen…doch das bestimmende NEIN hörte ich mehrmals in dieser Nacht. Die Straßenbahn kam…eine Bergman. Ich erinnere mich an die schmalen Einstiegsstufen, den Holzhandgriff, die Sitzplätze wie zusammengesetzt aus mehreren Holzleisten…und die Lederhaltegriffe so hoch an der Decke, dass sie mir damals unerreichbar schienen…..und immer noch scheinen…wegen meiner Größe. Die Katze sprang uns hinterher und setzte sich unter den letzten Sitz im Wagon. Wir kamen in der Niederstadt an und stiegen an der letzten Halterstelle vor dem Betriebshof aus. Auch die Katzte sprang raus und lief uns hinterher. Mein Geheule, dass dem Kätzchen doch etwas passieren könne, hat die Herzen der Eltern ausreichend weichgemacht und die Katze wurde nun doch in die Familie aufgenommen. Von mir und meiner Schwester wurde sie –weiß Gott warum- Rollschinken getauft.…Vielleicht weil ein Rollschinken damals den Gipfel der kulinarischen Träume darstellte. Und so blieb die Katze Namens Rollschinken-mittlerweile aus der Niederstadt – einige scheene Jahre bei uns.
Eines Sommers fuhr sie-in einer großen Tasche eingepackt- nach Jantar zu meiner Oma mit. Die Fahrt mit der Schmalspurbahn vom Kleinbahnhof (hinter dem heutigen Motorcross-Stadion) bis nach Schiewenhorst, weiter mit der Fähre nach Nickelswalde und dann wieder mit der Kleinbahn nach Jantar, ertrug unser Rollschinken erstaunlich gut. Obwohl bei den Geschwindigkeiten damals dauerte die Fahrt fast den ganzen Tag. Nach unserer Ankunft wurde die Katze aus der Tasche befreit. Sie streunte um die Häuser herum und verschwand….kam erst nach einigen Tagen zurück, schmutzig und verletzt…es stellte sich später heraus, dass es eine sie war und bald eine Familie gründen wollte. Sie ist in Jantar geblieben und mir blieb als Erinnerung nur ein Bild mit einem ihrer Kinder, das ich im Körbchen halte.
Jetzt habe ich auch eine Katze, aber das ist schon eine ganz andere Geschichte…
Text und Erinnerungen von Elżbieta Woroniecka.
Übersetzung – Andreas Kasperski.