Kleine Schwalbengasse (Szczygla)
Stieglitz ist das deutsche Wort für Szczygiel. Wenn jemand, der vor dem Krieg in der Sperlingsgasse, der heutigen Wróbla-Straße, stand, fragen würde:
Entschuldigung – wie kommt man zum Stieglitzweg?…
wäre er nach Grosswalddorf geschickt worden. Denn dort, in der Kleingartenanlage (Laubenkolonie Morgenröte), befand sich diese Straße.
Doch halt. Denn wenn jemand, der in der gleichen Wróbla-Straße steht, jetzt fragt
Entschuldigung – wie komme ich zur Szczygla-Straße?…
würden die Leute mit der Hand in Richtung eines der Wohnhäuser winken, die von der Wróbla-Straße wegführen (genauer gesagt in das Wohnhaus zwischen der heutigen Kurza– und der Kieturakisa-Straße), in Richtung der Bastionen, denn dort befindet sich die Straße jetzt.
Da wir bereits wissen, wo die Szczygla-Straße vor und nach dem Krieg zu finden war (und das waren, wie Sie lesen können, zwei völlig unterschiedliche Stadtteile von Danzig), bleiben noch zwei Fragen zu beantworten – wie hieß Szczygla vor dem Krieg. Die Antwort auf die erste Frage lautet: Wilga Straße. Die Antwort auf die zweite Frage lautet Kleine Schwalbengasse. Und an diesem Punkt stellen sich zwei weitere Fragen: Wenn es eine Kleine Schwalbenstraße gab, gab es dann auch eine Große Schwalbenstraße? Und wenn ja, wo? Und hier kommen wir endlich zu dem Punkt, an dem die Namen aus der Vorkriegs- und Nachkriegszeit ähnlich sind. Denn die Große Schwalbengasse befand sich genau dort, wo heute – wie man sich denken kann – die Schwalbenstraße (Jaskolcza) verläuft. Aber darum geht es heute nicht.
Nun kehren wir doch zurück in die Kleine Schwalbengasse aus der Vorkriegszeit. Ihre ersten Spuren als unbefestigter Weg ohne Namen findet man auf der Karte von Keyser vom Ende des 17. Jahrhunderts. Aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde ihr Name erstmals auf einer Landkarte verzeichnet. Und sie blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs unverändert. Im Jahr 1914 gab es dort 9 Häuser. In einer Nachkriegspublikation aus dem Jahr 1945, die uns Geschichtserzählern vorliegt, ist der neue polnische Name der Straße noch nicht angegeben. Aber schon ein Jahr später wird er auf der Karte und im Reiseführer von Danzig als Szczygla aufgeführt.
Der Charakter und die Länge der Szczygla-Straße ähneln denen der Wierzbowa- oder Chlodna-Straße. In der Mitte befindet sich eine Straße, und an den Seiten stehen Häuser. Hauptsächlich Mietshäuser. Im Fall der Szczygla-Straße wurde dieser Teil jedoch auch mit niedrigen Fachwerkhäusern bebaut. Keine Geschäfte. Keine Arbeitsstellen.
Es gibt mehrere Themen im Zusammenhang mit der Szczygla-Straße, die unsere Leser mit uns geteilt haben. Im Jahr 2018 haben wir die Geschichte eines Kleides erfahren. Im Jahr 2019 gedachten wir Herrn Ludwik. Und dieses Jahr haben wir sehr interessante Erinnerungen eines Bewohners eines der Mietshäuser veröffentlicht.
Was die Fabriken oder vielleicht eher die Werkstätten betrifft, die nach dem Krieg in dieser Straße tätig waren, so wurde im November 1955 unter der Hausnummer 3/4 eine Servicestelle für Schlosser-, Schmiede- und Elektroarbeiten eröffnet. Wir haben sie zufällig entdeckt, als wir die Geschichte der Genossenschaft für die Arbeit der Kesselhäuser und Metalldienste in Danzig in der Szuwary-Straße verfolgten.
Autor des Artikels: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Mariusz Lehmann ist der Autor der Fotos vom 13. August 2019 in der Nähe von Bastion Aussprung.
Der Autor der Schwarz-Weiß-Fotografien von Gebäuden in der Szczygla-Straße: Artur Wołosewicz. Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (Hrsg.), Gdańsk – Dolne Miasto. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979. Mit Ausnahme von zwei Fotos mit zweistöckigen Häusern, die aus der Sammlung von Darek Słowikowski stammen.
Die Presseankündigung stammt aus dem Dziennik Bałtycki – Nr. 275 vom 18. November 1955.