Kolkowgasse

Vor einiger Zeit haben wir darüber geschrieben, wie sich die Storchenstraße I. und die Storchenstraße II. (oder, vielleicht genauer gesagt, das erste und zweite Storchenufer des Grabens) im Laufe der Zeit in die Dolna-Straße verwandelten. Aber die Liste der Storchenstraßen in der Niederstadt ist damit noch lange nicht zu Ende.

Noch Mitte des 17. Jahrhunderts konnte man auf der Karte die Storchenstraße III. (3. Adebargasse) finden – ungefähr dort, wo heute die Królikarnia-Straße verläuft. Dieser Storchenverein begleitete diese Straße etwa 110 Jahre lang. Danach wurde sie durch den Namen Träger Platz ersetzt, dessen Ursprung schwer zu bestimmen ist und der im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in Träger Gasse umgewandelt wurde. Die Phantasie lässt vermuten, dass dies der Ort war, an dem sich die besagten Träger damals versammelten und wo jeder ihre Dienste in Anspruch nehmen konnte. Interessant ist, dass die Straße trotz ihrer rechtwinkligen Ausrichtung mehrere Jahrzehnte lang zur Weidengasse gehörte. Ja, ja – und das ist keineswegs ein Fehler.

Als die Chłodna-Straße, die damals Straußgasse hieß, und die Sempołowska-Straße, die damals Hirschgasse hieß (beide Namen sind von Nachnamen abgeleitet), in ihrer Nähe auftauchten, wurde auch sie umbenannt und erhielt 1906 den Namen Kolkowgasse. Der Stadtrat Hermann von Kolkow besaß mindestens zwei Grundstücke in diesem Gebiet, weshalb er beschloss, dieser Straße den oben genannten Namen zu geben.

Im Jahr 1945 wurde der Name Królikarnia für diese Straße genehmigt und ist es bis heute geblieben – mit einer kleinen Unterbrechung. An der Wende von den 1950er zu den 1960er Jahren wurde offiziell beschlossen, dass die Straße einen völlig neuen Namenspatron bekommen sollte – Ludwik Zamenhoff. Doch das hielt nicht lange an. Der Name wurde später der Potokowa-Straße zugewiesen.

Vor dem Krieg befand sich in der Królikarnia-Straße eine berühmte Bäckerei, die Danziger Brotfabrik, die später in die Reitergasse/Rycerska-Straße 7/8 verlegt wurde. Sie wurde dort von dem Kaufmann Simon Anker zusammen mit Erich Karkutsch errichtet. Auch die Aktiengesellschaft H. Rheinbay, die Lastkraftwagen und Anhänger (sic!) verkaufte und reparierte, hatte hier ihre Werkstätten und Garagen. Aufmerksame Leser werden sich auch an einen türkischen Briefumschlag erinnern, der an die Kolkowgasse 15 adressiert war. Und als Kuriosität gab es … 1 (in Worten: einen) Getreidespeicher in der Kolkowgasse 3 vor dem Krieg.

Nach dem Krieg führten Herr Ignacy Szajewski und Frau Pelagia Ziomek hier ihre Geschäfte. In den 1980er Jahren befand sich in der Królikarnia-Straße das Fotogeschäft Foto Irena von Herrn Waldemar Bruńca. Einer der Stadtführer wendet sich bei seinen Führungen immer der Królikarnia-Straße zu, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, einen der letzten Orte in Danzig zu besichtigen, an dem echte Mangeldienste angeboten werden.

Ungewöhnliche Aufnahmen der Królikarnia-Straße entstanden vor einigen Jahren durch eine Fotoaktion von einem Baukran aus, der auf dem LPP-Parkplatz (Danziger Tabakmonopol) stand.

Autor der Schwarz-Weiß-Fotos der Wohnhäuser in der Królikarnia-Straße: Artur Wołosewicz.

Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (Hrsg.), Gdańsk – Lower City. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979.

Das Fragment der Karte stammt aus der Publikation „Poznajemy Gdańsk” – Wydawnictwo Morskie. Gdynia 1960.

Quellen der Anzeigen aus der Vorkriegszeit – fortlaufend: „Volkswacht” vom 7. Januar 1914, S. 9 und „Gazeta Gdańska”, Nr. 84 vom 15. April 1923

Autor des Artikels: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.

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