Langgarten auf Postkarten (Teil I)
Schauen Sie sich an, wie Langgarten früher aussah, als noch etwas ganz anderes durch seine Mitte fast bis zum Langgartentor verlief, als die heutigen zwei Reihen von Parkplätzen. Ist diese Ansicht nicht atemberaubend?…
Ausgehend von dem, was auf der abgebildeten Postkarte zu sehen ist, kann man eine andere, etwas jüngere Etymologie für den Namen der Langgarten wagen. Die beiden Fahrbahnen waren durch zwei Baumreihen und einen langen Bürgersteig getrennt. Und unter ihnen, von einem Blätterdach vor der Sonne geschützt, war der Handel mit Waren aus den nahegelegenen Gärten und mit Produkten von den nahegelegenen Feldern in vollem Gange. Könnte man diesen Ort in Anlehnung an den historischen Namen der Straße nicht metaphorisch als einen anderen symbolischen Langen Garten bezeichnen?…
Ein Korb mit Eiern, die auf Märkten verkauft werden, neben einem Wagen mit Milch. Ein Obststand neben einem Blumenstand. Getreide, das aus einem Jutesack verkauft wird, und auf Matten ausgelegte Gemüsehaufen oder -bündel. Alles frisch, alles aromatisch, alles farbenfroh, alles am selben Morgen gepflückt, oder vielleicht am Tag zuvor. So könnte Langgarten an einem Mittwoch oder Samstag zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgesehen und geduftet haben (denn zu dieser Zeit fanden in der Niederstadt die Märkte statt). Das ist aber nicht der einzige Unterschied zu heute.
Auf beiden Seiten sieht man Reihen von hohen Häusern. Über allem thront die Silhouette der St. Barbara-Kirche mit ihrem historischen Seitenschiff. Auf der Fahrbahn sind Straßenbahnschienen zu sehen. Zu jedem Haus führt eine gepflasterte Zufahrt, die den Zugang zum Hof erleichtert. Im Vordergrund fällt eine kunstvoll gestaltete Straßenlaterne ins Auge. Solche Lampen stehen mehr oder weniger auf der Höhe jedes zweiten Mietshauses.
Und fragen Sie sich nicht, warum die Kutsche mit dem Fass auf der rechten Seite genau an dieser Stelle anhielt?… Alles deutet darauf hin, dass der Kutscher höchstwahrscheinlich auf der Höhe des Hotels Königsberg in Langgarteten 8 sein Gefährt verließ.
Bei solchen alten Postkarten lohnt es sich immer, auch die Personen zu betrachten, die im Bild eingefangen sind. In der Mitte der Straße stehen zwei Mädchen mit Hüten. Auf der rechten Seite befinden sich zwei Männer. Einer von ihnen scheint den Fotografen bemerkt zu haben und schaut auf, um sein Tun zu beobachten.
Die erste Postkarte, deren Herausgeberin Clara Bernthal aus Danzig war, war im Umlauf. Am linken Rand ist das Datum eingraviert – 24. Mai 1901. Es wurde an die Stadt Emden im Nordwesten Deutschlands an der Mündung der Ems in die Nordsee geschickt. Ein Stempel auf der Rückseite zeigt an, dass der Brief bereits am nächsten Tag dort eintraf. Die zweite Postkarte – nicht im Umlauf – mit einer vergrößerten Ansicht von Langgarten wurde von Dr. Trenkler & Co. aus Leipzig herausgegeben. Sie trägt die Nummer 11602.
Beide Original-Postkarten stammen aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.
Autor des Artikels: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.