Mattenbudenbrücke auf Postkarten (Teil I)
Obwohl die heute präsentierte Postkarte laut Beschreibung den Blick auf Mattenbuden zeigt, werden wir uns auf die Brücke konzentrieren, die damals die Speicheinsel mit der Niederstadt verband. Eine Brücke, die als einzige nach dem Krieg nicht wiederaufgebaut wurde. Der Fotograf stellte sich ans Fenster eines der Gebäuden direkt am Ufer der Neuen Mottlu. Von dort aus hat er einen hervorragenden Blick auf die Hausreihe in Mattenbuden (heute Szopy). Doch einen kleinen Teil seines Blickes widmete er auch einer der Brücken, über die man leicht in der Niederstadt gelangen konnte.
Die Mattenbudenbrücke war eine Hubbrücke. Diese Brücke, die in ihrer Mitte hochgehoben werden konnte, diente nicht nur den Fußgängern, Pferdefuhrwerken und dem Autoverkehr, sondern auch noch dem Straßenbahn-Verkehr, was die heutigen Leser am meisten überraschen dürfte. Aus der Perspektive des Fotografen kann man ganz deutlich die Gleise erkennen. SpezieFensterlle Halterungen an den beweglichen Teilen der Brücke schützten die Oberleitung beim Öffnen der Brücke. Die Aufmerksamkeit des Betrachters ziehen mit Sicherheit auch die Laternen, Säulen und das Ziergelände. Ein Überbleibsel einer solchen Säule kann immer noch beim Spaziergang durch die Mattenbudengasse bewundert werden. Genau so ein Teil des Geländes, dass sich auf der Seite des heutigen Hotel Novotel befindet.
Mitten durch die Brücke fährt gerade ein leeres Pferdefuhrwerk, dass noch kurz davor möglicherweise am benachbarten Ufer entladen wurde. Vielleicht deshalb sieht man auf der linken Seite die Holzkisten und Pakete. Vielleicht soll auch diese Ladung an Bord des am Ufer festgemachten Schiffes kommen? Beim Anblick solch großer Schiffe mit Masten erkennt man sofort, wie wichtig es war, dass die Brücken dort geöffnet werden konnten, sonst hätten diese Schiffe dort niemals anlegen können. Wir werden noch mehrmals an anderen Beispielen zeigen, was für große Schiffe damals auf diesem Teil der Neuen Mottlu zu Besuch waren.
Auf der Brücke sieht man auch einige Personen spazieren. Eine davon führt ihr Fahrrad an der Seite. Zwei Frauen plachandern miteinander. Doch meine Aufmerksamkeit zog auf sich das Paar, wahrscheinlich Männer, in Kontrastfarben angezogen. Sie laufen nebeneinander. Der einer ist weiß und der andere schwarz angezogen. Ein Müller und ein Schornsteinfeger? Oder ein Bäcker und Dachdecker? Vielleicht ein Krankenpfleger und ein Gräber?…
Auf beiden Seiten der Brücke wurden an die Laternenmasten viereckige Schilder befestigt. Es wäre interessant zu wissen, was drauf stand…
Am rechten Ufer der Neuen Mottlu liegt elegantes Kopfsteinpflaster. Daneben stehen Verkaufsstände und Pferdefuhrwerke – der Handel blüht. Man sieht es am besten auf dem Abgang von der Brücke nach Mattenbuden. Ein scharfes Auge findet dort gar zehn verschiedene Pferdefuhrwerke. Kleinere und größere. Die Händler haben sich sicherlich mit Absicht für diesen Ort entschieden. Personen, die von der Brücke runtergingen, mussten somit gar nicht irgendwo abbiegen oder in Richtung Langgarten laufen um einzukaufen. Obst Gemüse, Eier, Quark, frische Schnittblumen… Alles konnte gleich dort gekauft werden und man konnte wieder nach Hause laufen.
Über der ganzen Ansicht thront natürlich der Turm der Sankt Barbara. Aber diese wird noch gesondert beschrieben – in einem Artikel über eine weitere Postkarte aus der Niederstadt.
Der Herausgeber dieser Postkarte war Knackstedt & Näther aus Hamburg, gegründet am 28 September 1889. Sie (die Postkarte, nicht die Firma) stammt aus der Serie 625 und wurde mit der Nummer 95 gekennzeichnet.
Nicht aus dem Umlauf stammt die Postkarte aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.
Text: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
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