Mattenbudenbrücke auf Postkarten (Teil III)
Es ist doch gut auch andere Sammler Danziger Postkarten zu kennen und mit ihnen gute Beziehungen zu pflegen. Wenn man glaubt, in seinen eigenen Sammlungen, bei anderen Sammlern, bei Verkäufern oder auch in Quellenmaterialien, bereits alle Ansichtskarten aus der Niederstadt gesehen zu haben, dann kommt plötzlich ein Anruf von einem sympathischen Hobbysammler, dass er etwas gefunden habe, was weder er noch ich kennen würde. Und ich verspüre auf einmal etwas, das mich davon überzeugt, es könnte mich interessieren und die Niederstadt betreffen.[Danke, Tomek!]
Und genau so eine Situation erlebte ich im Zusammenhang mit der Ansicht der geöffneten Mattenbuden-Brücke. Nach der großen Überraschung kam ziemlich schnell die Entscheidung, dieses Bild zu erwerben und es hier auf unserer Webseite zu präsentieren.
Na gut – könnte jemand fragen – aber was ist an dieser Ansicht so besonders? Brücke wie Brücke halt… Gerne beantworte ich sofort diese Frage. Nur auf dieser einen einzigen Postkarte sieht man diese Brücke im geöffnetem Zustand. Und man öffnete sie, um einem Schiff mit hohem Mast die Fahrt in Richtung Steingraben zu ermöglichen. Ich gebe zu, dass ich vorher nur einmal die Möglichkeit hatte, eine solche Ansicht dieser Brücke zu sehen, und zwar in einem Buch, das im Jahre 1900 in Berlin von der Firma AEG über das Straßenbahnwesen herausgegeben wurde. Die Ansicht auf unserer Postkarte ist allerdings wesentlich jünger. Man erkennt eindeutig die Modernisierung der Brücke, in Anpassung an neue Technologie und Sicherheitsvorschriften.
Auf der Brücke stehen zwei Männer, die für das Schließen und Öffnen verantwortlich waren. Es wäre interessant zu erfahren, wo sie sich aufhielten während die Brücke geschlossen blieb. Auf dem anderen Bild von der Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert wurden sogar fünf Männer verewigt – zwei davon posieren am rechten Ufer der Neuen Mottlu, die drei weiteren am linken Ufer. Auf beiden Bildern sieht man so etwas wie ein Schild, das an einer der Pfosten befestigt ist. Bei näherem hinsehen kann man sogar so etwas wie Buchstaben erkennen. Ob es uns jedoch jemals gelingt zu erfahren, was da drauf geschrieben stand?…
Die Postkarte war nicht im Umlauf. Auf der Rückseite sieht man die Information über den Herausgeber – Originalaufnahme und Verlag V. Knollmüller. Kempten. Viktor Knollmüller war ein Fotograf, der 1889 in München geboren wurde und 1971 in Kempten verstarb. Jemand – vielleicht der jetzige Verkäufer – schrieb an der Stelle für den Absender mit einem Bleistift „Danzig” drauf. Von der Beschriftung der Postkarte ist es der einzige Hinweis auf die Verbindung mit unserer Stadt, was ja vor allem für Nichteingeweihte hilfreich sein kann. Alle anderen brauchen nur einmal hin zu sehen, um den abgebildeten Ort auf dem Stadtplan von DANZIG zu lokalisieren. Die Brücke, im Hintergrund die Bebauung der Speicherinsel, und in der Milchkannengasse die charakteristischen Milchkannen.
Die erste Postkarte ist aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.
Die zweite Abbildung der geöffneten Mattenbuden Brücke stammt aus dem Buch „Elektrische Trambahnen: Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft Berlin ;Tramways electriques; Electric tramways”, herausgegeben im Jahre 1900 in Berlin von der Elektricitäts-Gesellschaft (AEG).
Text: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
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