Milchladen

Im Thornscher Weg 23 gab es einen Laden. Soweit mein mittlerweile retrospektives Erinnerungsvermögen reicht, war es ein Milchladen. Ich ging dorthin mit meiner Mutti oder Oma einkaufen. Butter im Pergamentpapier mit einer roten Kuh im Logo, Sahne in einer braunen Glasflasche mit einem dicken, goldfarbenen Aluminiumverschluss und Milch in 1Liter- Glasflaschen, die man nur bei Bedarf kaufte, da sie ja sonst täglich an die Wohnungstür geliefert wurde.

Doch meine Aufmerksamkeit zog ganz was anderes an. Die Wände. Gefliest mit weiß-grünen Fliesen mit Blumenmotiven. Klatschmohn blühend, mit Knospen und Kapselfrüchten, wobei die Blühten nur an zwei Stellen bunt, rot waren-an der Krönung des riesigen Kristallspiegels. Und über dem Spiegel hing eine Uhr, die leider kaputt war und immer die gleiche Uhrzeit zeigte, doch leider weiß ich nicht mehr welche. Übrigens fehlte ihr, glaube ich, auch ein Zeiger. Meine Eltern erinnerten sich auch an ein wunderschönes Waschbecken in Form einer Muschel. Ich kann mich dagegen nicht mehr daran erinnern, ob ich es jemals gesehen habe. Ich glaube, ja. Oder sehe ich es nur mit den Augen meiner Fantasie, nachdem meine Mutter es so schön beschrieb.

Später verschwanden alle Fliesen hinter den neuen Regalen eines „Hier findest Du alles”-Ladens. Jetzt steht der Laden leer….es soll renoviert werden. Und ich nutzte die Gelegenheit, um rein zu kommen, ein paar Bilder zu machen und mich in die Zeit zu versetzen, als es noch ein Milchladen war und ich mit leuchtenden Augen die Fliesen, den Spiegel, die Uhr…und vielleicht auch das Waschbecken bewunderte.

Text: Elżbieta Woroniecka.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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