Mosaik
Es war mal eine Schule. Eigentlich zwei Schulen… nebeneinander. Wie es damals am Anfang des XX Jhds. üblich war, eine für Mädchen und eine für Jungs. Zum Andenken an ein solch wichtiges Ereignis in der Geschichte der Niederstadt wie die Eröffnung gleich zweier Schulen im Jahre 1901 entstand am Eingang einer der beiden Schulen ein Mosaik. Vielleicht gab es auch an der zweiten Schule eins, da aber bis in unsere Zeit nur die eine Schule überstanden hat, werden wir es nie erfahren. Das Mosaik zeigte das Entstehungsjahr der Knabenschule. Auf schwarz-grauem Grund aus kleinen, glasierten Steinen arbeitete man aus weißen Steinchen das Jahr 1901 hinein.
Es vergingen Jahre… Das Viertel veränderte sich, vier Jahre später baute man eine Badeanstalt gegenüber, dann weitere Wohnhäuser, Straßen und Grünanlagen… doch es blieb da (na, das Mosaik). Dann brach der I Weltkrieg aus-das Mosaik blieb an seiner Stelle. Ich weiß wohl, dass die Niederstadt vom I Weltkrieg nicht betroffen wurde, aber die Tatsache alleine, dass er da war… Danach die Weiterentwicklung des Viertels, neue Häuser, erneute Straßen und der II Weltkrieg…fünf Jahre lang.
Die sich auf dem Rückzug befindende Deutsche Wehrmacht, Angriffe der Roten Armee und Luftangriffe der Alliierten schafften es nicht, das Mosaik zu zerstören. Die schwere Nachkriegszeit, der Wiederaufbau und die vielen Veränderungen. Die Schule wurde wiedereröffnet als Grundschule Nr.3. Die vielen kleinen Füße, die nach dem Unterrichtsschluss drüberliefen. Doch die solide Verarbeitung des Mosaiks hielt alldem stand. Dann folgte die Schließung der Grundschule und die Eröffnung einer neuen Schule, dies mal für größere Füße.
Und so war es in den 69 Nachkriegsjahren und insgesamt 113 Jahren seit seiner Entstehung. Das Mosaik blieb bei seiner Schule und erinnerte an ihre Blütezeit. Wenn man all die Füße zählen würde, die in den 113 Jahren rüberliefen…hm, unmachbar.
Doch dann kam das Jahr 2014, Zeit der großen Veränderungen für das Viertel. Endlich wurde jemand aufmerksam auf den von Gott und der Welt vergessenen Stadtteil, dem auch noch ein schlechter Ruf nachhing…Wir renovieren, sanieren, verändern! Es sieht toll aus! Doch dies hat das kleine arme Mosaik aus kleinen Steinchen nicht mehr überstanden…Einerseits ist ja nichts Schlimmes passiert, sagen Sie, es ist ja wieder da an seiner Stelle und wurde sogar nach dem ersten verpfuschten Wiederaufbauversuch wieder ausgebessert. Nur warum tut es mir trotzdem so leid?
Text: Elżbieta Woroniecka.
Bilder des Mosaiks von – Gwidon Twardowski, Dariusz Słowikowski oraz Elżbieta Woroniecka.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
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