Opa Szadowski

Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wer weiß, vielleicht war es auch der 22. Januar…
Ein kleiner Junge… und vielleicht auch ein kleines Mädchen… Oder vielleicht doch ein Geschwisterpaar…, das auf der Suche nach Schätzen in sämtlichen Hausecken, ganz oben auf dem Danziger Schrank, einen alten Kartenstock und einen verzierten, kleinen Metallschlüssel fand. Ganz aufgeregt über ihren Fund, fingen sie erst an mit den Karten zu spielen, Kartenhäuser zu bauen, um sich dann doch anschließend zu fragen, für was denn der Schlüssel sein könnte. Ohne lange zu überlegen versuchten sie zuerst den Schlüssel in das Schloss des Schrankes zu stecken, auf dem er schließlich lag. Leider erwies sich diese Spur als Fehltritt. Dann vielleicht doch die Kommode? Auch nicht. Und der schmucker Küchenschrank? Nein. Dann vielleicht der riesige Reisekoffer mit Metallbeschlägen, der im Flur steht? Auch nicht. Und der Wäscheschrank? – der hat gar kein Schlüsselloch. Nach allen Versuchen blieb nur noch eine Möglichkeit übrig: der Schreibtisch in Vaters Arbeitszimmer. Die Kinder machen sich auf den Weg ins Papas Zimmer, natürlich auf leisen Sohlen. Nachdem sie im Zimmer angekommen sind und an dem erwähnten Möbel stehen, versuchen Sie den Schlüssel in das Schloss der obersten Schublade zu schieben. Passt nicht. Dann die zweite Schublade, auch nicht. Es blieb somit nur noch die letzte, unterste Schublade. Das Knirschen des Schlosses beflügelt die Fantasie… In wenigen Sekunden öffnet sich die Schublade und dann werden sie mit Sicherheit Zinnfiguren der mittelalterlichen Ritter…, ein Parfüm, vielleicht eine angebrochene Schokolade… oder eine Keramikpfeife, oder wenigstens ein paar Knöpfe finden… Die Kinder blicken mit Spannung auf den Boden der Schublade. Leider finden Sie dort nichts von ihrer gerade noch in ihrer Fantasie so dicht und klein beschriebenen Fundliste. Ganz unten in der Schublade, zwischen alten Zeitungen und Dokumenten, lag ein einziges, gelbangelaufenes Foto. Zu erkennen war darauf die Silhouette eines unbekannten Mannes in Militäruniform. Das ganze rot eingerahmt. Auf gelbem Untergrund. Und darunter eine deutliche Unterschrift: E. Phönix. Soll es der Name des geheimnisvollen Soldaten sein? Die Kinder laufen los und schreien: Mama! Papa! Laufen zu den Eltern, um mit ihrem Fund bei ihnen anzugeben! Als sie ihn den Eltern zeigten, zwinkerten die zueinander. Das eine Kind setzte sich beim Papa auf den Schoß, das andere wurde von der Mama auf den Schoß genommen. Und so fingen sie an, die spannende Geschichte dieses Bildes kennen zu lernen. Es stellte sich nämlich heraus, dass der Mann auf dem Foto kein anderer war als der Vater ihrer Mutter – Opa Szadowski. Die Kinder hörten gespannt zu und merkten sich den Familiennamen des Großvaters. Nach all diesen Erzählungen und immer neuen interessanten Details aus dem Leben des Großvaters, wurde er ihnen nicht mehr so fremd wie zu Beginn der Geschichte. Dementsprechend beschlossen sie ihre Verbindung mit dem Großvater zu betonen und das Bild auf der Rückseite zu beschriften. Sie nahmen einen Bleistift und schrieben in ihrer Kinderschrift drauf: Dziadek Szadowski. Sicherlich waren sie sich dessen nicht bewusst, dass dadurch das Gedenken an ihren Großvater auch nach 140-150 Jahren wach gehalten wird…und dass im Jahre 2020 jemand ausgerechnet am Opatag die Leser hier an dieses Bild erinnern wird.

Erfinder dieser sehr wahrscheinlich klingenden Geschichte ist Jacek Górski und die Grundlage hierfür lieferte die Originalfotografie aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt.

P.S. Der geheimnissvolle E. Phönix aus der Fleischergasse. Bei der Untersuchung aller auffindbaren Adressbücher , angefangen im Jahre 1876 , konnte ich leider keinen Eintrag über einen solchen Fotografen finden. Soll da jemandem ein Fehler unterlaufen sein?… Zum Glück half uns Geschichtserzählern der Autor fabelhafter Bücher über die Geschichte der Danziger Fotografie des XIX Jhd., Ireneusz Dunajewski.

Firma „Ernst Phonix” wurde in Danzig von einem gwissen J. Stybałkowski gegründet, der aus Köslin hieher kam.
Die Eröffnung fand am 3 April 1870 in der Fleischergasse 87 statt und im Mai 1871 zog er in die Fleischergasse 9. Seine Dienste schätzten vor allem Soldaten. Er arbeitete in Danzig bis 1874.

Danke Herr Ireneusz.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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