Poggenpfuhl auf Postkarten (Teil I)
Es muss doch eine Fotomontage sein, könnte jemand beim Anblick einer Straßenbahn in dieser Straße sagen. Es sind doch niemals Straßenbahn durch Poggenpfuhl gefahren.
Mehrmals zeigten wir, dass die Straßenbahn früher über die Milchkannen-Brücke fuhr, am Milchkannen Tor vorbei in die Milchkannengasse und dann gerade aus in Richtung Grünes Tor.
Und heute veröffentlichen wir den Beweis dafür, dass einst (bedeutet vor dem Kriege) eine Straßenbahnlinie existierte, die genau durch Poggenpfuhl fuhr. Ihren Anfang nahm diese Linie im Straßenbahndepot in der Niederstadt, das damals an der heute nicht mehr vorhandenen Lenzgasse lag. Die Straßenbahn fuhr nach dem Verlassen des Straßenbahndepots in den Thornscher Weg, hielt am Bahnhof Leegetor an, bog anschließend in Poggenpfuhl (und hier wurde sie vom Fotografen eben erwischt), schnitt den Vorstädtischen Graben durch, kam in die Melzergasse und bog anschließend zweimal ab, erst in die Hundegasse und dann in die Gerbergasse. Danach fuhr sie gerade aus durch die Wollwebergasse, Große Scharmachergasse und Kohlengasse weiter. Dort bog sie in die Breite Gasse und später über den Damm erreichte sie die Tobiasgasse. Die Endhaltestelle befand sich auf dem Fischmarkt. Diese Linie gab es seit dem 15. Juli 1886 als damals die erste Pferde Straßenbahn in Betrieb genommen wurde, bis Juli 1900. Dann wurde die bereits elektrifizierte Strecke bis zum Hauptbahnhof Am Stadtgraben verlängert.
Auf dem besprochenen Bild sieht man den Waggon der elektrischen Straßenbahn mit der Nummer 75 auf der Fahrt in Richtung Rechtstadt. Auf der Plattform steht der Straßenbahnführer. Und neben ihm ein zweiter Mitarbeiter in Straßenbahnuniform.
Auf der linken Seite unter der Hausnummer 65 sieht man das Schild des Delikatessenladens mit Zigaretten von Emil Zimmer, der dort vom Beginn des XX. Jahrhunderts circa 5-6 Jahre funktionierte. Später zog der Laden auf die andere Seite der Straße in das Haus mit der Nummer 33 um, wo er bis 1911 bzw. 1912 seine Dienste bot. In den Jahren 1912 bzw. 1913-1941 (darauf deutet das letzte erhaltene Adressbuch von 1942 hin) besaß Herr Emil Zimmer einen Laden in Langfuhr in der Heimatstrasse 25. Interessant zu wissen, dass es in den Jahren 1922-1926 in Poggenpfuhl unter der Nummer 66 die Cuba-Zigarettenfabrik GmbH gab.
Beim Anblick dieser Postkarte darf man natürlich die über allem thronenden Umrisse der St. Petri und Pauli Kirche, erbaut zu Beginn des 15 Jahrhunderts, nicht vergessen.
Die Postkarte wurde adressiert an die Prinzenstraße in Berlin, die es bis heute gibt. Die Briefmarke wurde wahrscheinlich extra verkauft. Und wahrscheinlich auf dieser Briefmarke hätten wir das Absendedatum gefunden. An keiner anderen Stelle wurde ein Datum notiert. Deshalb ist es schwer den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, zu dem die Postkart, abgeschickt wurde.
Originalpostkarte, nicht aus dem Umlauf, stammt aus den Sammlungen der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.
Text: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.