Säcke vom Langgarten
In den 20er Jahren des XX Jhds. existierte in Posen in der Fredry Str. eine Fabrik, in der man Säcke und andere Juteprodukte herstellte. Als Aktiengesellschaft wurde sie im Jahre 1921 gegründet. Ende Dezember 1923 schätzte man den Wert ihrer Aktie auf 0,69 PLN und ein Jahr später schon auf 0,75 PLN. Der Aktienjahresverkauf, nach den Jahresberichten über die Aktiengesellschaften in Polen in den Jahren 1929 und 1930, betrug 2.000.000 PLN. Später – nach Angaben aus den Jahresberichten über den polnischen Handel und Industrie – sank der Aktienverkauf kontinuierlich auf 500.000 PLN (im Jahre 1934) und 100.000 PLN (im Jahre 1936). Im Laufe der Weiterentwicklung der Firma funktionierte in der Fredry Str. nur doch die Firmenverwaltung, während das Produktionswerk in die Dąbrowskiego Str. 81/3 verlegt wurde.
Anfangs spezialisierte sich „Juta AG” in der Herstellung von neuen und gebrauchten Getreidesäcken und Erntematten in verschiedenen Größen und zum günstigen Verkaufspreis. 1922 kooperierte sie mit der Gnaszyńska Manufaktura AG in Gnaszyn bei Tschenstochau, die 260 Mitarbeiter beschäftigte, den Rohstoff aus Indien importierte und ihn zum Garn verarbeitete, aus dem wiederum in Posen und Danzig in der Danziger Textilvereinigung GmbH. ca. 200.000 Zuckersäcke und 50-80.000 Getreidesäcke monatlich produziert wurden. In den Folgejahren erweiterte „Juta” ihr Sortiment um Strohsäcke und Filtermatten aus Jute und Baumwolle, Garne, Mähbindekordel, wasserdichte Planen, Leinwände aus Leinen und Hanf wie auch den Kleber für Stoffe unter dem Namen „Kazelina”. In Posen überstand die Firma den II Weltkrieg, wurde im Jahre 1947 vom Staat übernommen und stellte als Arbeitsgenossenschaft „Juta“ bis in die 50er Jahre Produkte aus Leinen, Jute und aus Papier her.
Doch kommen wir zurück in die 20er Jahre als die Werksanlagen in Langgarten 37/39 von der bereits erwähnten Danziger Textilvereinigung GmbH verwaltet wurden und wo 1922 bzw.1923 eine Filiale der Posener „JutaAG” entstand. In ihrer Werbeanzeige garantierte sie erstklassige Qualität ihrer Produkte wie Jutepolsterstoffe, Filterstoffe, neuer und gebrauchter Jutesäcke für Chemie-, Zucker- und Teigwarenindustrie. Im Sortiment der Firma durften auch keine Erntematten, wasserdichte Planen und Reifen fehlen.
Man belieferte den Markt auch mit Garnen, Kordeln, Schlafsäcken und Füllstoffen.
Die Firma funktionierte in der Niederstadt bis in die Mitte der 30er Jahre und verschwand danach aus den Adressbüchern. Vielleicht wurde sie Ende der 30er Jahre Teil der Danziger Textilvereinigung GmbH Sack- und Planfabrik. Das Jahr 1939 brachte große Veränderungen für die Fabrikanlagen, deren neuer Eigentümer die Dresdner Bank wurde. Seit dem konnte von Herstellung bzw. Verkauf von Säcken oder Stoffen keine Rede mehr sein.
Die Danziger Filiale der „JutaAG” aus Posen hatte ihren Sitz ungefähr vis-a-vis der früheren Kommandantur (Langgarten 88)
Text: Jacek Górski.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
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Die Werbeanzeigen der Posener „Juta” stammen aus der Wochenzeitschrift „Poradnik Gospodarski. Pismo Tygodniowe” vom 29 Juni 1924, Seite 1; 14 Juni 1925, Seite 19 und 4 August 1935, Seite. 1; aus dem Kalender „Pomorski Kalendarz Rolniczy” für das Jahr 1929, Seite 10; aus „Kurjer Bydgoski” vom 4 August 1937, Seite 9; aus „Urzędowy spis abonentów sieci telefonicznej Okręgu Dyrekcji Poczt i Telegrafów w Poznaniu 1926-27″, Seite 491 und aus „Księga adresowa miasta stołecznego Poznania na rok 1930” , Seite 932.
Werbeabzeigen der Danziger Filiale der „Juta” stammen aus: Przemysł i Handel Górnośląski, aus dem Jahre 1923, R. 1, Nr. 2/3 auf Seite 7; Tygodnik Handlowy Nr. 26 und27, vom 5 XII 1923 auf Seite 6; und aus dem Tygodnik Handlowy: czasopismo poświęcone sprawom gospodarczym: organ Stow. Kupców Polskich w m. Warszawie. R. 6, 1924, Nr. 1, Seite 3.