Simon Anker (Deutsche Version)
Den Namen Anker hörte ich zum ersten Mal während eines Vortrags in der Königlichen Gewehrfabrik. Das Thema der damaligen Veranstaltung war: die ehemaligen Bewohner der Niederstadt. Anhand von Mitgliederanschriften unserer damals noch nicht offiziell angemeldeten Gruppe der Geschichtserzähler, stellte man die unter denselben Adressen in der Zwischenkriegszeit wohnenden Bewohner vor. Es stellte sich dabei heraus, dass der damaliger Eigentümer von zwei Mietshäusern im Thornscher Weg ein gewisser Simon Anker war. In einem dieser zwei Häuser wohne ich seit meiner Geburt, also seit den 1960er Jahren. So fing es an, mich zu interessieren, mehr über diesen Simon zu erfahren. Ich fing an im Internet zu blättern und fand dort immer neue Artikel… Dass er am 8. Februar 1845 in der Stadt Mehlsack in Masuren geboren wurde, eine Henriette Meyer heiratete und ein sehr kreativer Geschäftsmann war, der mit 26 Jahren seine erste Getreide-Firma gründete, mit Wertpapieren handelte usw. hat mich nicht besonders beeindruckt.
Während seines Militärdienstes in Graudenz in den Jahren 1897-1898 traf er anscheinend Vertreter der Organisation Odd Fellows. Es war ein weltlicher, international tätiger, humanitärer und philanthropischer Orden. Freundschaf, Liebe und Wahrheit, waren die Devise des Ordens. Von seinen Mitgliedern verlangte man den Glauben an die höhere Gewalt und das Respektieren der Rechtstaatlichkeit. Man propagierte Gedanken- und Glaubensfreiheit, wie auch Bekämpfung des Aberglaubens und des Neids. Hilfe und Liebe, gegenüber anderen Menschen, Arbeit an der Selbstentfaltung durch gerechtes Handeln, das waren die Gesetze des Ordens, die denen der Freimaurer ähnlich waren. Vielleicht deshalb nannte man die Mitglieder des Ordens „die bürgerlichen Freimaurer“.
Simon Anker kam, nach seinem Militärdienst, im Jahre 1880 mit seiner ganzen Familie nach Danzig in die Poggenpfuhl Gasse 92. Er war verändert und wurde zum großen Verfechter und später Mitbegründer der Freimaurerloge ”Gedania No 3”. Er hatte auch einen Spitznamen als „Getreidekönig“. In den 17 Jahren seines Aufenthalts in Danzig hatte er geschäftlich ziemlich viele Erfolge gefeiert. Am Vorstädtischen Graben besaß er ein eigenes Haus, auf der Speicherinsel, in der Hopfengasse, seinen eigenen Kantor. Anfang des 20 Jh. baute er in Neufahrwasser einen Großspeicher (der übrigens bis heute existiert in der Portowa Str.). In den folgenden Jahren entstanden weitere Speicher und Lager in der Hopfengasse. Im Jahre 1904 baute er zusammen mit Erich Karkutsch eine große Beckerei in der Kolkowgasse 15 (ul. Królikarnia), die er 1916 in die Rittergasse 7–8 verlegte (Anton Simons Brotfabrik). Das Gelände in der Kolkowgasse wurde von der Königlichen Gewehrfabrik übernommen.
Simon Anker wirkte auch im Kaufmannsverband, in der Getreidebörse, im Verband der Danziger Getreide- und Warenkäufer. Er hatte ein großes Vermögen, baute für seine Familie an der Silberhütte eine Villa, kaufte viele Wohnhäuser auf und modernisierte deren Innenräume. Gleichzeitig war er in der Glaubensgemeinde tätig. In den Jahren 1912-1914 hatte er das Amt des Logenmeisters in der Freimaurerloge Gedania No 3 inne. Als die Tätigkeit diese Loge zu Ende war, ging er zur Borussia. 1925 hat Gedania ihre Tätigkeit wieder aufgenommen, Anker kam zu ihr zurück und blieb in ihren Reihen bis zu ihrer Selbstauflösung im Jahre 1933.
Er verstarb am 3 Dezember 1935. Seine Söhne führten seine Tätigkeit in der Glaubensgemeinde fort. Allerdings nur ein paar Jahre lang. Im Jahre 1938 wurde seine ganze Familie von den Nazis gezwungen, ihren ganzen Besitz zu verkaufen, wofür sie einen lächerlichen Betrag bekam und anschließend nach Groß Britannien und in die USA auswanderte.
Mein Wohnhaus und einige andere auch, gingen in den Besitz anderer Eigentümer über… Doch der Eintrag im Adressbuch aus der damaligen Zeit ist kein unbedeutender Eintrag ohne Geschichte mehr. Er hat eine ganz andere Bedeutung bekommen…
Quelle der Presseanzeige – „Przyjaciel (pismo dla ludu)” – Nr. 9 von 1881 Seite 4.
Firmeneigene Briefumschläge und Postkarten stammen aus der Privatsammlung der Autorin. Alle anderen Bilder und Dokumente gehören der Familie von Simon Anker.
Text: Elżbieta Woroniecka.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
Hiermit wollten wir uns noch bei folgenden Personen bedanken, dass sie ihre familiären Erlebnisse und Bilder zum Thema Anton Simon mit uns geteilt haben:
Lelo Carter (die Enkelin von Simon, geb. In Danzig) .
George Fogelson aus Los Angeles (Urenkel von Simon Anker.
Logan Kleinwaks aus Washington, der uns den Kontakt mit Lelo und Georg ermöglichte.
We would like to thank these people very much for their help:
Lelo Carter (Simon’s granddaughter who was born in Danzig).
George Fogelson from Los Angeles (Simon’ great-grandson).
Logan Kleinwaks from Washington (contacts with Lelo and George).