Sperlingsgasse auf Postkarten (Teil I)


Stellen wir uns doch mal vor, wir würden auf der Straße direkt in der Kurve stehen, in Richtung Groddeckgasse und mit dem Rücken zum Straßenbahndepot. Und wir schauen gerade vor uns hin. Auf der rechten Seite an der Ecke sehen wir einen Laden mit Motorradzubehör und den Beginn der Straße Hühnerberg. Auf der linken Seite begrüßt uns das Cafe & Bar Zajezdnia mit der charakteristischen alten Straßenbahn davor und der Beginn vom Thornscher Weg. Und in der Mitte der Sperlingsgasse führt uns unser Blick der Weidengasse entlang in die sanierte Allee, schön bepflanzt mit jungen Bäumen.

Front pocztówki z przedwojennym widokiem na ulicę WróbląDoch wie sah der Ort vor 110-115 Jahren aus? Davon können wir uns überzeugen beim Betrachten der bunten, oder besser gesagt der nachträglich kolorierten Postkarte mit der Ansicht der Sperlingsgasse aus der Vorkriegszeit.

Die Allee mit zwei Baumspalieren und den schmucken Barrieren aus Metall links und rechts befand sich genau an der gleichen Stelle wie heute. Es kann nicht anders sein. Die einzige Überraschung kann für uns dieses kleine Holzgebäude, ein Pavillon, ein Kiosk sein, das an ihrem Ende auf der linken Seite steht. Und wenn wir schon von der Bebauung sprechen, so sieht man auf beiden Seiten der Sperlingsgass sowohl hohe als auch niedrige Wohnhäuser, von denen nur der Teil auf der Seite des Betrachters den II Weltkrieg überstanden hat. Das interessanteste Gebäude, dessen Fragment wir am Ende auf der linken Seite sehen können, könnte die Jungenschule sein, die sich dort früher befand und selten auf irgendwelchen Aufnahmen zu sehen ist.

Die Kinder spielten anscheinend damals schon am liebsten auf dem sogenannten mittleren Gehsteig und nicht selten sieht man auch heute wie gerne sie für ein Bild vor der Straßenbahn posieren. Vielleicht tragen Sie heute nicht mehr solche Uniformen und Hüte wie damals, aber sonst…

Auf dieser Postkarte scheinen alle möglichen Straßenbahnelemente, die man mit der Niederstadt verbindet, zusammen gekommen zu sein. Von dem auf dem Bild nicht sichtbaren Straßenbahndepot laufen die Schienen in Richtung Tornescher Weg. Denn man soll es wissen, dass früher auch dort eine Straßenbahnlinie fuhr. Tył pocztówki z przedwojennym widokiem na ulicę WróbląIn unserem Buch „Geschichte der Niederstadt bis 1945“ heisst es, dass neben der sogenannten Roten Linie über die Sperlingsgasse, gelegt im Jahre 1885, eine zweite, Weiße Linie im Jahre 1886 über den Thornscher Weg in Richtung Vorstadt, weiter Melzergasse entlang in Richtung Rechtsstaat bis zum Fischmarkt gelegt wurde. Interessant ist auch die Tatsache, dass bis zum heutigen Tage Überbleibsel dieser Linie sichtbar sind. Es genügt nur das eine oder andere alte Haus im Thornscher Weg sich genau anzugucken, um den einen oder anderen alten Haken an der Fassade zu entdecken, an dem die elektrische Leitung für die Straßenbahn befestigt war.

Die Postkarte hat eine interessante erhabene Prägung. Gekennzeichnet ist sie mit dem Symbol W. S. 19 (Dzg. 20) 09 DANZIG.

Sie wurde bei der Post in DANZIG am 12. Oktober 1910 abgeschickt und der Empfänger wohnte in Rottmersleben, nicht weit von Magdeburg.

Diese Original-Postkarte aus dem Umlauf stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.

Text: Jacek Górski

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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