Städtischer Schlachthof auf Postkarten (Teil I.)

Eine Brücke auf Postkarten… Kaserne… Steinschleuse… ein Brunnen… Krankenhaus, ein Turm, ein Tor, eine Straßenansicht – das kann man verstehen. Aber die Ansicht eines Schlachthofes als Postkarte zu verkaufen und diese dann an jemanden zu verschicken?

Doch, auch solche Orte wurden in der Vorkriegszeit auf Postkarten verewigt, Gott sei Dank nur von außen. Und so sieht eine von ihnen aus. Das Gebäude sieht wie viele andere aus und wenn da nicht die genaue Beschreibung drunter stehen würde, könnte man diese Postkarte unter anderem auch mit dem Titel „Englischer Damm” verkaufen.

Auf der Postkarte sehen wir den Haupteingang zum Schlachthof. Beim Blick durch das offene Tor sehen wir einen Personenwagen, der vielleicht gerade rein gefahren ist und ein Pferdefuhrwerk mit Fuhrmann. Das Gelände ist mit einem dekorativen Zaun umstellt. Die Einfahrt und Ausfahrt sind voneinander getrennt und mit je einem Zweiflügeltor gesichert. Zu Fuß konnte man das Gelände über die auf beiden Seiten der Tore vorhandenen Eingänge betreten.Unsere Aufmerksamkeit wird von zwei Metalllampen auf Säulen im zentralen Teil der Ansicht angezogen. Vielleicht erleichterten sie das Ein- und Ausfahren nach dem Einbruch der Dunkelheit. Links und rechts davon wurde das nicht mehr wiederholt und so stehen auf den Säulen nur noch Steinkugel. Die Korrespondenz, die man vom Schlachthof aus verschicken wollte, konnte man in einen Briefkasten werfen, den man zwischen dem Haupteingangstor und dem Fußgängereingang sehen kann. Über dem Briefkasten hängt ein Schild, dessen Inhalt wir leider nicht entziffern können. Auf dem Zaun zwischen den Säulen hängt noch eine formtechnisch sehr originelle Tafel, die möglicherweise alle darüber informierte, was für ein Betrieb sich hier befindet. Das Gebäude auf der rechten Seite der Postkarte, mit einer Eingangstreppe, beherbergte die Verwaltung. Dementsprechend sieht man dort einige Personen stehen, die wahrscheinlich darauf warten, sich mit jemandem Wichtigen zu treffen. In dem kleinen Haus auf der linken Seite der Postkarte befand sich die Direktion. Man beachte auch, dass beide Gebäude nicht direkt an der Kopfsteinstraße standen, sondern weiter hinten, abgetrennt von der Straße durch einen Zaun und zusätzlich einen Baumspalier. Die Bäume schenkten dann einen zusätzlichen Schatten im Sommer, die Vögel, die auf den Ästen ihre Neste bauten, verschönerten den Passanten den Tag und das Rauschen des Laubs ließ den Lärm, der durch das Reinfahren und Rausfahren, Reingehen und Rausgehen an all den Einfahrten und Ausfahrten, etwas verklingen. Auf dem Gehsteig vor dem Schlachthof steht ein Mann mit Mütze und Jacke, der neben sich ein Fahrrad hält. Es ist schwer zu sagen, ob er gerade angekommen ist oder soeben in eine nur ihm bekannte Richtung fahren will. Für einen Augenblick ist er jedoch stehengeblieben, denn wahrscheinlich hat er den Fotografen gemerkt und schaut in seine Richtung.

Der Herausgeber dieser Postkarte mit dem Titel „DANZIG Schlachthof” ist die uns bereits aus früheren Artikeln bekannte Firma Orweda aus Danzig. In der rechten unteren Ecke sieht man die Seriennummer 694 (ohne das charakteristische A, das auf einigen Postkarten aus der gleichen Serie erscheint).

Die hier gezeigte Postkarte war nicht im Umlauf und stammt aus der Sammlung der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.

Text:: Jacek Górski.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

Możesz również polubić…

Dodaj komentarz

Twój adres e-mail nie zostanie opublikowany. Wymagane pola są oznaczone *