Tante Ri (Deutsche Version)

Die St. Petri und Pauli Kirche war eine Reformierte Kirche. Als Backsteinkirche war sie in ihrer Gestaltung vor dem Krieg sowohl außen als auch innen ziemlich schlicht gehalten. Es gab dort nicht viel Schmuck. Die Gläubigen, die die Kirche besuchten waren in der Regel wohlhabend. Somit sorgten sie auch dafür, dass die Kirche gut funktioniert. In der ganzen Gegend gab es ja sonst keine andere Reformierte Kirche. Dadurch kamen in die Petri und Pauli Kirche nicht nur Menschen aus Danzig und Zoppot, sondern auch welche aus dem Umland und dem Werder.

Die Kirchengemeinde sorgte auch dafür, dass Menschen, die alt, arm oder allein geblieben sind, einen Dach über dem Kopf haben. Deshalb wurde auf der linken Seite der Kirche, wenn man durch das auch heute noch existierende Tor geht, vielleicht nicht direkt eine Baracke, aber so etwas wie erdgeschossiges Wohngebäude mit steilem Dach errichtet. Dort befanden sich 5-6 Einzimmerwohnungen, die sehr einfach eingerichtet waren, immer mit einem Kachelofen und einem Bett ausgestattet. In einer dieser Wohnungen wohnte eben meine Tante. Sie hieß Marie Schefler, geb. Lange, da aber die Kinder den Namen Marie nicht aussprechen konnten, riefen sie sie immer Tante Ri.

Mein Vater, wenn er Kummer und Sorgen hatte, besuchte immer gerne seine Tante, setzte sich meistens an den Kachelofen und erzählte ihr mit allen Einzelheiten, was ihm am Herzen lag. Auch wir Kinder, ich und mein Bruder, besuchten gerne die Tante. Wir fühlten uns bei ihr immer so schön ruhig und geborgen. Es kam aber auch vor, dass es uns wegen Geldmangel nicht möglich war nach Poggenpfuhl zu kommen. Und die Strecke von Zoppot nach Danzig zu Fuß abzulaufen war für uns Kinder zu schwer und zu weit.
Die Tante verlor ihren Mann im I Weltkrieg und ihr Sohn war noch nicht von der Front zurückgekommen. Aus diesem Grunde qualifizierte sie sich ohne Einwände, eine der Wohnungen an der Kirche zu beziehen.

Ich erinnere mich, dass wir, ich mit 4 Jahren und mein Bruder mit 3 Jahren, getauft wurden. Es soll ein großes Fest werden, doch für uns Kinder war es eher eine sehr stressige Angelegenheit. Der Pastor hieß, soweit ich mich erinnern kann, Pritzel.
Im Januar 1945 vor dem Einmarsch der Roten Armee in Danzig wurde ich notkonfirmiert.

Das ist alles, woran ich mich erinnern kann.

Erinnerungen von – Erdmutte Zimmermann.

Die abgebildeten Postkarten stammen aus den Sammlungen der Geschichtserzähler der Niederstadt in Danzig.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

Możesz również polubić…

Dodaj komentarz

Twój adres e-mail nie zostanie opublikowany. Wymagane pola są oznaczone *