Über den Teerkleber vom Hühnerberg
Nach dem Krieg reparierten die Dachdecker die Dächer der Häuser am Hühnerberg und deckten sie mit neuer Dachpappe. Im Hinterhof legten sie einen Kreis aus Ziegeln, stellten darauf ein Blechfass mit Teer oder Teerkleber und schürten dann darunter Feuer an, um den Inhalt warm und flüssig zu machen. Anschließend schneiderten sie das Fass in der Mitte längst durch, um den Kleber leichter herauszubekommen.
Und wir – wie Kinder so sind– nutzten später die Fasshälften als Wiegen. Wir stiegen rein und schaukelten. Ich erinnere mich, dass ich eine Woche Hausarrest bekam, damit ich nie wieder so ein Teerfass besteige, nachdem ich in ein weißes Kleid angezogen mir eine solche Schaukelei gönnte und danach vollverschmiert nach Hause kam.
In ein Teerfass bin ich zwar nie wieder eingestiegen, doch es bedeutete noch lange kein Ende unserer Dachdeckerabenteuer.
Wir kamen nämlich auf die Idee, uns aus den Teerkleberresten Kugeln zu basteln – zum Kullern auf dem Gehsteig. Wie es das Pech wollte, rief man uns in dem Moment gerade nach Hause. Und was soll man nun mit den Kugeln tun? Wir konnten sie doch nicht so einfach auf der Straße liegenlassen. Wir beschlossen, sie vor den Eltern zu verstecken….unter unseren Achseln. Wir kamen nach Hause, hatten zum Mittag gegessen und die Kugeln…. wie Kugeln, durch die Körperwärme fingen an zu schmelzen und klebten anschließend an unserer Haut fest. Sie klebten so fest, dass man die Hand nicht bewegen konnte.
Es blieb also nichts anderes übrig, als der Oma alles zu beichten. Und die arme Oma versuchte dann stundenlang mit Butter uns von dem Teer zu befreien…, was nicht gerade schmerzfrei war.
Erinnerungen: Róża Kasperska.
Beide Bilder von: Artur Wołosewicz. Quelle: Sobiecka L., Kaliszczak M. (ed.), Gdańsk – Dolne Miasto. Dokumentacja historyczno-urbanistyczna, PP Pracownie Konserwacji Zabytków Oddział w Gdańsku Pracownia Dokumentacji Naukowo-Historycznej, Gdańsk 1979.
Übersetzung – Andreas Kasperski.
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