Zwei Eichen

Auf dem Hinterhof der ul. Dolna (früher Strandgasse) wachsen in der Niederstadt zwei imposante Eichen. Sie sind jeweils ca. 120 Jahre alt.

Sie wachsen Seite an Seite, reden miteinander und erzählen von der Zeit, als ein gewisser Zimmermann und später Baumeister Ferdinand Rzekonski, Besitzer eines Mietshauses in der Strandgasse 7, der selbst unweit in der Weidengasse 11 wohnte, Enkelkinder bekamen. Seine Tochter brachte Zwillinge zur Welt. Leider kennen wir die Namen der beiden um 1900 geborenen Jungen nicht, da die Tochter und ihr Mann in der ehemaligen Wohnung von Herrn Ferdinand in der heutigen Aleja Zwycięstwa (Große Allee) wohnten. Herr Ferdinand wollte ihre Geburt ehren und pflanzte zwei Eichen. Normalerweise wurden damals Eichen bei der Geburt eines Jungen und Linden bei der Geburt eines Mädchens gepflanzt. Die Eichen wuchsen im Hinterhof lautlos und durch die Mauern der Häuser geschützt. Ende des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts starb Herr Ferdinand oder verkaufte das Haus in der Strandgasse 7. Er wohnte auch nicht mehr in der Weidengasse 11. An seine Stelle traten andere Eigentümer und Mieter. Sogar das französische Konsulat war ein Jahr lang hier untergebracht.

Etwa im Jahre 1907 oder 1908 wurde das Haus in der heutigen ul. Dolna 7 von Willi Liessau, Doktor der Philosophie, Ingenieur und Geschäftsführer der Firma Victor Liessau – GmbH., mit Sitz in der Langgasse 44, gekauft. Das Unternehmen stellte Segel- wie auch elektrische und mathematische Instrumente her. Und die Eichen wuchsen weiter, fügten sich in den Raum des Hinterhofes ein und waren stille Beobachter des Schicksals der späteren Bewohner … Der Name Liessau taucht unter dieser Adresse zum letzten Mal im Adressbuch von 1915 auf.

Zu dieser Zeit wurde die Strandgasse weiter bebaut. Die neue Besitzerin des Hauses, dessen Nummer man von 7 auf 3 änderte, wurde Ida Bounchée aus Neugarten 1. Sie bezog ihre Einnahmen aus der Vermietung der Häuser in der Strandgasse 2, 3, 7, 8 und 9. Gegen Ende des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts wurde das Haus in der Strandgasse 3 an Gertrud Lietzau übertragen. Nach wenigen Jahren wurde der Kaufmann Ernst Schittat sein Eigentümer. Und nach ein paar weiteren Jahren – Richard Grochowski – Ofensetzer und Töpfermeister.
Das Schicksal der Bewohner war den Bäumen egal. Aber vielleicht fiel ihnen auf, dass der Besitzer des Hauses vor Kriegsausbruch geheiratet hatte. Denn mit ihm zog in das Haus die Beamtin Charlotte Grochowsky mit ein. Das Ehepaar beantragte beim Amt die Namensänderung auf Grochau. Dies belegen die Unterlagen des Polizeipräsidiums Danzig von 1938-1940 und spätere Adressbücher.
Interessant ist, dass in diesem Haus lange Zeit zwei Witwen lebten. Eine von ihnen war die bereits erwähnte Gertrud Lietzau. Die Zweite (nach dem Schulleiter) war Auguste Stüwe. Sogar das letzte verfügbare Adressbuch von 1942 erwähnt beide Damen.

Und hier werde ich die Geschichte von den zwei Eichen beenden, die den Krieg überlebten und sich über Mietshäuser erhoben. Sie erlebten verschiedene Ereignisse, sowohl freudige als auch tragische. Sie waren ein Unterschlupf für Kinder, die auf dem Hof spielten, sie brachten Eicheln zur Welt, aus denen sie wahrscheinlich viele Eichelmännchen gebastelt haben, und sie sammelten und trockneten sicher auch ihre Blätter für ein Herbarium. Wenn wir sie betrachten, erkennen wir die Ungeheuerlichkeit der Geschichte, die sich in der Nähe abspielte. Es werden andere Menschen nach uns kommen doch die Bäume werden weiterhin die umliegende Niederstadt beobachten.

Die Autorin des Textes: Elżbieta Woroniecka.

Autor der zeitgenössischen Bilder der beiden Eichen – Jacek Górski.

Übersetzung – Andreas Kasperski.

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